Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Mitte November.) 171
Ich habe die Ehre, Herr Botschafter, zu sein mit der ausgezeichnetsten
Hochachtung
Ew. Exzellenz gehorsamster ergebener Diener
Salisbury.
Sr. Exzellenz dem Grafen Hatzfeldt etc. etc. etc.
Mitte November. (Die Berliner Stadtverordneten-
Versammlung). Die „Berl. Ztg.“ schreibt:
„In der Fraktion der Linken, so geht ein Gerücht, ist ein lebhafter
Zwist ausgebrochen, die Geister sind heftig aufeinander geplatzt und der Aus-
gang des Streites könnte eine Sezession, eine Spaltung der Partei sein. Es
gibt in der Fraktion noch eine Anzahl von Männern, welche der ewigen
Rücksichten müde und bemüht sind, ihre schwachmütigen Kollegen zu ent-
schiedenem Auftreten zu drängen.“
Unter diesem „entschiedenen Auftreten“ versteht die „Berl.
Ztg.“ in erster Linie eine Antwort auf die Ansprache Sr. Majestät
des Kaisers an die städtische Brunnendeputation. Indem es be-
hauptet, daß jene „Antwort“ notwendig erfolgen müsse, schließt es
mit folgender Bemerkung gegen die Politik seiner maßvoller ge-
sinnten Parteigenossen:
„Dieser Vogel-Strauß-Politik entgegenzutreten, war eine Minderheit
der Fraktion fest entschlossen. War — sagen wir, denn ob sie es heute noch
ist, wissen wir nicht und — offen gesagt — wir hegen in dieser Beziehung
geringe Hoffnung. Die vorgestrige Stadtverordnetensitzung ist verlaufen, ohne
daß sich ein Mäuschen gerührt hätte und doch war sie der letzte Termin,
wenn öffentlich ein Schritt in der Angelegenheit erfolgen sollte. Da dies
nicht geschehen, wird man wohl annehmen dürfen, daß die nationalliberale
Staatsmännlichkeit abermals gesiegt hat. Es ergibt sich daraus für jene
Mitglieder der Minorität, die noch nicht von des staatsmännischen Gedankens
Blässe angekränkelt sind, die Erfahrung und Lehre, daß sie ohnmächtig sind,
solange sie mit der Meierei der Leisetreter eine Fraktion bilden. Je länger
dieses Zusammenwirken andauert, um so mehr wächst die Gefahr, daß auch
diejenigen verkautschukt werden, die jetzt noch ein widerstandsfähiges Rückgrat
besitzen. Die Konsequenz dieser Erwägung muß notwendig zu einem Austritt
der Entschiedenen aus der Fraktion führen. So wie bisher geht es nicht
weiter. Wie unseren Freunden in den parlamentarischen Fraktionen, so
rufen wir auch den Gesinnungsgenossen in der Stadtverordneten-Versamm-
lung zu:
„Schwarz oder weiß, nur nicht grau!
Kalt oder heiß, nur nicht lau!“
Mitte November. (König Karl von Württemberg.) In
der deutschen Presse waren Erzählungen aufgetaucht, König Karl.
werde von zwei jungen Amerikanern, die er an seinen Hof gezogen,
vollständig beherrscht, woraus unter anderen auch schwere finanzielle
Unzuträglichkeiten für den Fürsten und das Land erwüchsen. Mit
Bezug hierauf veröffentlicht der „Staatsanzeiger für Württemberg“
folgenden Artikel:
„Eine in der letzten Zeit vielgenannte Persönlichkeit, Freiherr