184 Bie Gesterreichisc-Augaristze Monarchie. (Januar 5.—21.)
harten Kampf vorbereitet, hoffe aber mit Unterstützung der Majo-
rität der Nation aus demselben siegreich hervorzugehen.
5. Januar. (Prag.) In der Sitzung des Landtags kommt
eine Zuschrift des Statthalters zur Verlesung, welche den
vorjährigen Beschluß des Landtags in der Sprachenfrage beant-
wortet. Auf die veröffentlichten Sprachenverordnungen hinweisend,
erklärt die Zuschrift, die Regierung sei noch nicht in der Lage, dem
Landtag darauf bezügliche Vorlagen zu unterbreiten, werde jedoch
nicht unterlassen, sofern die Durchführung der Beschlüsse der Wiener
Ausgleichskonferenz zur Aenderung der Gerichtsorganisation in
Böhmen führe, das Gutachten des Landtags betreffs der Grundsätze
der Gerichtsorganisation einzuholen. Betreffs der Revision der
Sprachenverordnung vom Jahre 1880 könne die Regierung eine
solche Revision im Sinne der Wiener Konferenzbeschlüsse, an denen
die Regierung in allen Punkten festhalte, erst nach der Durchfüh-
rung der Aenderungen in den Gerichtssprengeln in Erwägung
ziehen. Bei dieser Revision und den Aenderungen der Gerichts-
organisation werde die Regierung die Wünsche des Landtags auf
das eingehendste würdigen, unter Wahrung der Einheit des Landes,
der Gleichberechtigung beider Volksstämme, der berechtigten Inter-
essen der Rechtsuchenden und der Anforderungen des Dienstes.
10. Januar. (Pest.) Die Betriebsergebnisse der ungari-
schen Staatsbahnen für 1890 find sehr günstige. Die effektiven
Reineinnahmen der Staatskasse betragen 3,597,863 fl. mehr, als
veranschlagt war, und 3,016,580 fl. mehr als im Jahre 1889.
20. Januar. (Wien.) Erzherzog Franz Ferdinand tritt
eine Reise nach St. Petersburg an.
20. Januar. (Prag: Landtag.) Die Vorlage über den
Landeskulturrat wird in der dritten Lesung mit 153 gegen 53
Stimmen angenommen.
21. Januar. (Prag.) 39 Altczechen geben im böhmischen
Landtage eine Erklärung ab.
Sie knüpft an den Beschluß der altczechischen Abgeordneten vom 26.
Januar 1890, worin diese, geleitet von friedlichen Intentionen, den ihnen
vorgelegten Wiener Ausgleichspunktationen beigetreten sind. Sodann ver-
weist die Erklärung darauf, daß zur Verwirklichung des wahren Friedens
im Lande der czechischen Nationalität jedenfalls das gleiche Recht werden
müsse, wie den Deutschen. Es seien jedoch Thatsachen vorgekommen, welche
darauf schließen lassen, daß seitens der Regierung wie auch der Deutschen
den Czechen in einer nicht friedlichen Weise begegnet wird. Daß die Deut-
schen die Intentionen der Czechen nicht teilen, beweise der Umstand, daß sie
ihre Mitwirkung an der Landesausstellung versagt haben, obgleich dieses