Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Siebenter Jahrgang. 1891. (32)

260 Die Rämische Kurie. (August 13. — Dezember 14.) 
nach einer Privatmeldung der „Nat.«Ztg.“ aus Rom ein förmlicher 
Vergleich zustande gekommen sein, des Inhalts, daß Frankreich dem 
Vatikan aus seiner finanziellen Verlegenheit hilft und dafür der 
Vatikan sich verpflichtet, die Republik im Inland und Ausland zu 
unterstützen. Beide Teile seien auch einig geworden über eine repu— 
blikanische Propaganda in Italien. 
13. August. Der „Osservatore Romano“ veröffentlicht 
eine Note, in welcher nach Erörterung der Haltung des Heiligen 
Stuhles gegenüber den deutschen und französischen Katholiken erklärt 
wird, der Papst sei davon schmerzlich berührt, daß er und die Kirche 
infolge diplomatischer Kombinationen durch neue, ernste Hindernisse 
abgehalten werde, ihre friedliche Mission in Rom und Italien zu 
erfüllen. Das Blatt beklagt sodann das Bestehen des Dreibundes, 
der für die Katholiken Italiens eine Kränkung bedeute und den 
italienischen Interessen abträglich sei. 
Ende September. Enchelika gegen das Duell-Unwesen. 
5. Oktober. Der Papst empfängt die letzten Teilnehmer des 
französischen Pilgerzuges. Der Kardinal Langenieux verab- 
schiedet sich von dem Papste namens seiner Genossen mit einer An- 
sprache, in welcher er dem Bedauern Ausdruck giebt, daß aus nicht 
weiter zu erörternden Gründen die Pilgerzüge bis auf weiteres 
unterbleiben müßten. Der Papst antwortet, daß er auch dieses 
traurige Zeichen mit Ergebung hinnehme. (Vgl. Italien.) 
14. Dezember. Der Papst hält eine Allokution. 
Sie beschäftigt sich mit den Vorkommnissen bei den letzten Pilger- 
fabrten. Der Frieden der Kirche, führt der Papst aus, würde auf zweierlei 
Weise bedroht; von der einen Seite gehe man ohne Zurückhaltung vor, 
man wüte in Worten gegen die Thaten einiger doch nur von kindlicher 
Frömmigkeit und nicht von politischen Gesichtspunkten geleitet gewesenen 
Ausländer, man erkläre, dem Papsttum den Todesstoß versetzen zu wollen, 
wenn möglich, selbst mit Anwendung von Gewalt; von der anderen Seite 
suche man, bei äußerlich geringerer Feindseligkeit, dem Volke die Haltung 
des Papstes als für Italien bedrohlich darzustellen, man widersetzte sich der 
Abschaffung von Gesetzen, welche das Papsttum scheinbar begünstigten, strebe 
aber trotzdem aufs hartnäckigste die Unterwerfung der Kirche unter den 
Staat an. Der freie Verkehr des Papstes mit den Gläubigen werde von 
den beiden Richtungen geschmälert, der Stand der Dinge gestalte sich immer 
schwieriger und unleidlicher. Wie werde derselbe erst sein bei einem etwaigen 
Ausbruch von Unruhen oder Kriegsgetöse. Er, der Papst, werde bei der 
Haltung Pius IX. verharren, und die völlige Unabhängigkeit Roms, das 
dem Papsttum durch göttliches Gebot und die Stimme von Jahrhunderten 
zugewiesen worden sei, fordern. Er sei überzeugt, daß die Rechte des Papst- 
tums mit der Größe und Unabhängigkeit Italiens wohl vereinbar seien. 
Die Allokution ermahnt die Lenker der Staaten, der fortschreitenden Gott- 
losigkeit und Sittenverderbnis Einhalt zu thun und fordert die Katholiken
	        
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