Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Siebenter Jahrgang. 1891. (32)

Schweden und Norwezen. (Januar 15.) 269 
Sozialdemokraten hinzukommen. Die Gemäßigten zählen, den Prä- 
sidenten eingerechnet, 37 Mann, die Rechte 25. 
1. April. (Kopenhagen.) Nachdem der Reichstag ohne 
Einigung beider Häuser über den Inhalt des Finanzgesetzes ge- 
schlossen worden, erläßt der König ein provisorisches Finanzgesetz, 
welches die Regierung ermächtigt, die bestehenden Steuern und Auf- 
lagen fortzuerheben und die notwendigen Ausgaben innerhalb der 
Beträge der Finanzgesetzvorlage zu bestreiten. 
6. Oktober. (Kopenhagen.) Das im Folkething vorgelegte 
Finanzgesetz für die Finanzperiode 1892/93 schätzt die Einnahmen 
der Periode auf 53,965,558 Kronen, die Ausgaben auf 58,578,340 
Kronen. Es wird also ein Defizit von 4,612,782 Kronen in Aus- 
sicht genommen. 
6. Oktober. Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland 
mit Familie, sowie der König und die Königin von Griechenland 
mit ihrer Familie begeben sich über Kopenhagen nach Fredensborg. 
29. Oktober. (Kopenhagen.) Koalition der Partei der mo- 
deraten Linken mit der Rechten. Högsbro wird zum Präsidenten des 
Folkething gewählt. Antrag auf Justizreform. 
28. November. C. Berg, Führer der „Europäischen Linken“ 
im Folkething f. 
XIV. 
Schweden und Norwegen. 
15. Januar. (Stockholm.) Eröffnung des Reichstages. In 
der vom König verlesenen Thronrede heißt es: 
„Die Weltereignisse werden ohne Zweifel ferner wie bisher Anlaß 
genug zu ernstem Nachdenken geben. Die Lehre, welche aus denselben gezogen 
werden kann, ist unverändert dieselbe, nämlich „Einigkeit macht stark“. Mögen 
meine geliebten beiden Völker, deren Schicksale gemeinsame sind, stets bedenken, 
was diese Wahrheit von ihnen beiden fordert, und mögen in dem Volke, 
zu dessen erwählten Vertrauensmännern ich heute spreche, niemals politische 
Meinungsverschiedenheiten den Blick für das Wohl der Gesamtheit trüben!“ 
Ueber den Reichshaushalt sagt die Thronrede, derselbe sei unter so günstigen 
Verhältnissen festgestellt, daß keine neue Staatsanleihe beantragt zu werden 
brauche, obgleich der Ausbau des Staatseisenbahnnetzes kräftig gefördert und 
anderen wichtigen Staatsbedürfnissen abgeholfen werden solle. An das 
Finanzministerium könne ein Ueberschuß abgegeben werden. Ferner werden 
in der Thronrede mehrere wichtige Gesezvorla en angekündigt: eine Heeres- 
reformvorlage, ein Schiffahrtsgesetz, welches bereits im vorigen Jahrzehnt
	        
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