Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierundzwanzigster Jahrgang. 1908. (49)

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daß genügende amerikanische Postdampferlinien nach Südamerika, Asien, 
den Philippinen und Australasien eingerichtet werden. Die Schaffung sol- 
cher Dampferlinien sollte die natürliche Folge der Reise unserer Schlacht- 
flotte sein und der Eröffnung und des Panamakanals vorausgehen. 
Selbst unter günstigen Umständen müssen mehrere Jahre vergehen, ehe 
solche Linien in Tätigkeit treten können. Die besondere Aufmerksamkeit 
des Kongresses lenke ich auf Hawaii. Die Bedeutung dieser Inseln ist 
offenbar, und es ist dringend notwendig, daß ihre Lage eine Verbesse- 
rung erfährt, und daß ihre Hilfsquellen entwickelt werden. Auf den 
Philippinen werden wirkliche Fortschritte zur Selbstverwaltung gemackt. 
Ich habe das Vertrauen, daß in einem Menschenalter die Zeit kommen 
wird, wo die Philippinen selbst entscheiden können, ob es gut für sie ist, 
unabhängig zu werden oder weiter unter dem Schutze einer starken und 
selbstlosen Macht zu bleiben, die imstande ist, den Inseln Ordnung im 
Innern und Schutz gegen eine fremde Invasion zu sichern. Wiederum 
empfehle ich, daß den Einwohnern von Puerto Rico die amerikanische 
Bürgerschaft gewährt werde. Auf Kuba wird unsere Okkupation in un- 
gefähr zwei Monaten aufhören. Die Kubaner haben auf ordnungsmäßigem 
Wege ihre eigenen Regierungsbehörden gewählt, und die Insel wird ihnen 
übergeben werden. Unser ernstes Hoffen und einziger Wunsch ist, daß die 
Bevölkerung Kubas sich jetzt mit Gerechtigkeit selbst regiere, so daß Frieden 
und Ordnung auf der Insel gesichert sind. Ich benutze die Gelegenheit, 
um öffentlich zu erklären, daß ich die Aufnahme, die unsere Schlachtflotte 
in Japan, Australien, Neu-Seeland und in allen Staaten Südamerikas 
gefunden hat, hoch anerkenne. Was das Heer betrifft, lenke ich die Auf- 
merksamkeit des Kongresses auf die Tatsache, daß, während unsere jüngeren 
Offiziere und Mannschaften in hohem Maße tüchtig sind, bei dem gegen- 
wärtigen System der Beförderung nach dem Dienstalter viele Leute in 
die höheren Grade gelangen, die nur mittelmäßige Fähigkeiten haben. 
Unsere Kavallerie sollte auf moderner Grundlage reorganisiert werden. 
Gerade in dieser Waffe sollten die Feldoffiziere nicht alt sein. Infanterie 
und Artillerie sind für unsere Bedürfnisse zurzeit zu gering an Zahl. 
Besondere Aufmerksamkeit sollte den Maschinengewehren gewidmet werden. 
Die Vorschläge des Generals Board bezüglich der Vermehrung der Flotte 
finden meine Billigung, und ich mache besonders aufmerksam auf die Not- 
wendigkeit des Baues weiterer Torpedobootszerstörer und Kohlenschiffe und 
vor allem von vier Schlachtschiffen. Es ist wünschenswert, so bald als 
möglich ein Geschwader von acht Schlachtschiffen des besten bestehenden 
Typs zu vervollständigen. Die Flotte sollte als eine rein militärische 
Organisation behandelt werden, und alles sollte dem einen Ziele der Siche- 
rung der militärischen Wirksamkeit untergeordnet werden. 
  
XXIII. 
Nittel- und Süd-Amerika. 
3. Januar. (Brasilien.) Ein Gesetz über die Wehrpflicht 
tritt in Kraft. 
Es regelt die allgemeine Wehrpflicht dahin, daß jeder Brasilianer 
vom 21. bis zum 44. Jahre dienstpflichtig ist, darunter 2 Jahre zum aktiven 
28“
	        
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