Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

442 Rußland. (Juli 4.—10.) 
der Macht von seiten der Ausbeuter wird die Bewaffnung der Werktätigen, 
die Bildung einer Sozialistischen Roten Armee der Arbeiter und Bauern 
und die gänzliche Entwaffnung der besitzenden Klassen angeordnet. 
Art. 3. 4. Mit dem Ausdruck der unbengsamen Entschlossenheit, die 
Menschheit den Krallen des Finanzkapitals und des Imperialismus zu ent- 
reißen, die in diesem verbrecherischsten aller Kriege die Erde mit Blut über- 
schwemmt haben, teilt der III. Sowjetkongreß vollkommen die von der 
Sowjetregierung geführte Politik des Abbruches der Geheimverträge, der 
Herbeiführung der weitestgehenden Fraternisierung zwischen den Arbeitern 
und Bauern der gegenwärtig miteinander kriegführenden Armeen und der 
Erlangung, unter allen Umständen durch revolutionäre Mittel, eines demo- 
kratischen Friedens der Werktätigen ohne Annexionen und Kontributionen 
auf Grund des freien Selbstbestimmungsrechtes der Völker. 5. Zu demselben 
Zweck besteht der III. Sowjetkongreß auf dem völligen Bruch mit der bar- 
barischen Politik der bürgerlichen Zivilisation, die den Wohlstand der Aus- 
beuter weniger auserwählter Nationen auf der Knechtung Hunderter von 
Millionen der werktätigen Bevölkerung in Asien, in den Kolonien überhaupt 
und in den kleinen Ländern aufbaute. 6. Der III. Sowjetkongreß begrüßt die 
Politik des Sowjets der Volkskommissare, die die vollständige Unabhängig- 
keit Finnlands erklärt, mit der Zurückziehung der Truppen aus Persien be- 
gonnen und das freie Selbstbestimmungsrecht Armeniens proklamiert hat. 
Art. 4. 7. Der III. Sowietkongreß ist der Ansicht, daß gegenwärtig, im 
Augenblick des Entscheidungskampfes zwischen dem Proletariat und dessen 
Ausbeutern, den letzteren in keinem der Regierungsorgane Platz eingeräumt 
werden darf. Die Regierungsmacht muß ganz und ausschließlich den werk- 
tätigen Massen und ihrer bevollmächtigten Vertretung, den Sowjets der 
Arbeiter-, Soldaten- und Bauerndeputierten, zustehen. 8. Zugleich beschränkt 
sich der III. Sowjetikongreß im Bestreben, ein wirklich freies und freiwilliges 
und somit ein um so vollständigeres und festeres Bündnis der arbeitenden 
Klassen aller Nationen Rußlands zu schaffen, auf die Festlegung der grund- 
legenden Leitsätze einer Föderation der Sowjetrepubliken Rußlands und 
überläßt es den Arbeitern und Bauern jeder Nation, auf ihrem eigenen 
bevollmächtigten Sowjetkongreß selbständig die Entscheidung zu treffen, ob 
und auf welchen Grundlagen sie gewillt sind, an der föderalen Regierung 
und den sonstigen föderalen Sowjetinstitutionen teilzunehmen. 
Abschnitt II der Verfassung: Allgemeine Bestimmungen der 
Verfassung der Russ. S. F. Sowjetrepublik lautet: 
Art. 5. 9. Die Grundaufgabe der für den gegenwärtigen Uebergangs- 
augenblick bestimmten Konstitution der R. S. F. S. besteht in der Errichtung 
der Diktatur des städtischen und ländlichen Proletariats und der ärmeren 
Bauernschaft in Form einer machtvollen Allruss. Sowjetregierung zum Zweck 
der völligen Niederhaltung der Bourgeoisie, der Beseitigung aller Aus- 
nutzung des Menschen durch den Menschen und der Einsetzung der soziali- 
stischen Gesellschaftsordnung, unter der es weder eine Klasseneinteilung noch 
eine Staatsmacht geben wird. 10. Die Russ. Republik ist eine freie sozialistische 
Gemeinschaft aller Werktätigen Rußlands. Die ganze Regierungsgewalt im 
Bereich der R. S. F. S. wird von der gesamten, zu städtischen und länd- 
lichen Sowjets zusammengeschlossenen arbeitenden Bevölkerung des Landes 
ausgeübt. 11. Die Sowjets der Gebiete, die sich durch besondere Daseins- 
eigenheiten und eine besondere nationale Zusammensetzung auszeichnen, dürfen 
sich zu autonomen Provinzialverbänden zusammenschließen, an deren Spitze 
wie überhaupt an der Spitze aller eventuellen Provinzialvereinigungen die 
Provinzialsowjetkongresse und deren Exekutivorgane stehen. Diese autonomen 
Provinzialverbände gehören auf Grundlage der Föderation der R. S. F. S.
	        
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