Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Erster Teil. Bis zum zweiten Pariser Frieden. (24)

Preußen und der Deutsche Bund. 713 
wesentlich erschwert; deshalb allein, so gestanden Hardenberg und Hum— 
boldt oftmals, nahmen Preußens Staatsmänner ein Werk an, über dessen 
Mängel sie sich nicht täuschten. Preußen trat dem Bunde bei um die 
Mittelstaaten an wiederholtem Landesverrathe zu hindern, während diese 
und Oesterreich in der Bundesverfassung nur ein Bollwerk gegen den 
preußischen Ehrgeiz sahen. Endlich war der Deutsche Bund so locker und 
ohnmächtig, daß er den Staat Friedrich's in seiner inneren und äußeren 
Entwicklung kaum stören konnte. Sobald Preußen sich erst wieder auf 
sich selbst besann, bot ihm die schattenhafte Bundesverfassung tausend 
Mittel und Wege um die kleinen Staaten durch Sonderbünde an sich zu 
ketten und durch die That zu beweisen, daß Oesterreich für Deutschland 
nichts leisten, Preußen allein der Sehnsucht der Nation und dem recht 
verstandenen Interesse der kleinen Höfe selber gerecht werden konnte. Und 
dies bleibt für uns, die wir die abgeschlossene Laufbahn überschauen, der 
historische Ruhm des Deutschen Bundes: er besaß nicht die Kraft, das 
Erstarken des einzigen lebendigen deutschen Staates zu hindern — des 
Staates, der berufen war dereinst ihn selber zu zerstören und diesem 
unglücklichen Volke eine neue, würdige Ordnung zu schenken. — 
 
	        
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