Kunstpflege in Preußen. 51
traten die Mecklenburger zusammen und ließen durch Gottfried Schadow
ihrem Landsmanne Blücher ein Standbild errichten, das erste größere
Werk der neu erstandenen deutschen Erzgießerei. Nachher wurde in Schle—
sien gesammelt und Rauch aufgefordert, dem Feldherrn des schlesischen
Heeres dort neben dem Breslauer Ringe, wo sich einst die Freiwilligen
zusammengeschart hatten, ein Denkmal zu setzen. Dann verlangte auch der
König Monumente für seine Generale, zunächst für die früh Verstorbenen,
Scharnhorst und Bülow. Ein weites Gebiet großer, lohnender Aufgaben
erschloß sich dem Künstler, der zugleich für den bildnerischen Schmuck der
Schinkelschen Bauten mit zu sorgen hatte und das Erz wie den Marmor
gleich glücklich zu bewältigen verstand. Ernst, mannhaft und edel, natur—
getreu und doch in hohem Stile gehalten, so erschienen die Bilder seiner
Helden; und selbst jenen leisen Zug der Steifheit, der ihnen anhaftete,
durfte man nicht schelten, weil er dem Charakter des preußischen Heeres
entsprach. In seinen mächtigsten Werken, den Reliefs für die Denkmäler
Scharnhorsts und Bülows erhob sich Rauch zu einem heroischen Schwunge,
den unsere Bildnerkunst nicht wieder überboten hat, und schilderte mit
den einfachsten Mitteln, in wenigen majestätischen Gestalten den ganzen
Verlauf des Kampfes von den Tagen an, da Preußens Jünglinge sich
aus Fichtenstämmen ihre Lanzen schnitzten bis zu dem stolzen Siegesfluge
ihres Adlers hoch über den Festungen Niederlands und Frankreichs da-
hin. Rauch wurde der Historiker des deutschen Befreiungskrieges gleich-
wie einst Rembrandt und Bol, van der Helst und Flinck den Geist und
Sinn des achtzigjährigen Krieges der Niederländer der Nachwelt über-
liefert hatten.
Zugleich geschahen die ersten Schritte um den Plan eines großen
Museums in der Hauptstadt zu verwirklichen. Der Gedanke war schon in
den ersten Regierungsjahren Friedrich Wilhelms aufgetaucht und nachher,
als W. Humboldt das Unterrichtswesen leitete, ernstlicher erwogen wor-
den. Nunmehr erwarb der König, um die Staatskassen zu schonen, die
beiden großen Gemäldesammlungen von Giustiniani und Solly aus den
Mitteln seiner Schatulle und überließ sie dem Staate. Er befahl den
Beamten über die Verhandlungen mit Solly streng zu schweigen; denn
die kunstfreundlichen Absichten seiner Regierung fanden vorerst nur in
einem kleinen Kennerkreise verständige Würdigung; man fürchtete, daß
die verstimmte öffentliche Meinung, die mit pessimistischen Behagen den
Zustand des Staates in den finstersten Farben darzustellen liebte, den
Monarchen der Verschwendung anklagen würde statt ihm für seine Hoch-
herzigkeit zu danken. Der ebenfalls beabsichtigte Ankauf der Beisseree-
schen Galerie mußte freilich unterbleiben, da der Brand des Schau-
spielhauses alle noch verfügbaren Mittel verschlang. Doch wurden die
besten Stücke der Sammlung durch die neue, kürzlich von Senefelder
erfundene Kunst des Steindrucks nachgebildet und weithin verbreitet, sie
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