226 III. 4. Der Ausgang des preußischen Verfassungskampfes.
Bischöfe, er gründete also im paritätischen Deutschland fünf neue Missions-
bisthümer mit allen den außerordentlichen Vollmachten, welche dem
Missionsclerus zur leichteren Bekehrung der Ketzer zustehen. Ueber das
Verhältniß der Kirche zum Staate sagte die Bulle nichts, und die fünf
Höfe bedurften noch mehrjähriger schwieriger Verhandlungen, um die
Rechte ihrer Kirchenhoheit einigermaßen zu sichern.
Auch Hannover, das zuerst unter allen protestantischen Kronen, schon
1816, wegen eines Concordats zu unterhandeln begann, mußte lernen,
daß der von Niebuhr eingeschlagene Weg allein zum Ziele führte. Con-
salvi hielt die Herrschaftsansprüche seiner Kirche unerschütterlich fest, er
verlangte für die Bischöfe die Jurisdiction jurta vigentem ecclesiae
disciplinam, das will sagen: der protestantische König von Hannover
sollte anerkennen, daß die Bischöfe von Rechtswegen für die Einheit der
Kirche, auch den Ketzern gegenüber, zu sorgen hätten. Im Jahre 1821
wurden die Verhandlungen abgebrochen; der Bevollmächtigte Ompteda und
sein Nachfolger Reden hatten Beide nur zu deutlich bewiesen, wie wenig
man im protestantischen Norden die Gesinnungen des römischen Stuhles
kannte. Erst als sich die hannöversche Regierung entschloß, dem Beispiele
Preußens zu folgen, kam am 26. März 1824 die Circumscriptionsbulle
Impensa Romanorum zu Stande, welche die Einrichtung der zwei kleinen
Bisthümer Osnabrück und Hildesheim anordnete. Aber auch hierbei ließ
die Curie ihre alten Künste wieder spielen: nicht das katholische Volk
Hannover's, sondern das gesammte Königreich wurde als terra catholica
in die neuen Bisthümer eingeordnet. —
Froh seiner römischen Erfolge, erfrischt durch die mannigfaltigen Ein-
drücke der Reise kehrte Hardenberg am 24. April 1821 nach Potsdam
zurück. Unterwegs war er in Baireuth von den treuen Franken, die der
guten preußischen Zeiten nicht vergaßen, durch ein Fackelständchen geehrt
und an der Landesgrenze, in Gefell unter einer Ehrenpforte feierlich
empfangen worden. Man sah ihn heiter und zuversichtlich wie seit Jahren
nicht. Doch alsbald mußte er die üblen Folgen dieser unbedachten Reise
erfahren. Die Gegner hatten seine Abwesenheit benutzt, die Lage war
gänzlich verändert, die Verfassungssache stand schon am Anfang des Endes.
Unablässig arbeitete die altständische Opposition. Im Februar hatten die
Landesdeputirten der Niederlausitz die sofortige Berufung der Provinzial-
stände gefordert, und als der Staatskanzler heimkehrte, zeigten ihm
Bodelschwingh-Plettenberg und die markanischen Ritter kurzweg an, daß
sie „wegen Verzögerung der Gestaltung der öffentlichen Angelegenheiten der
Grasschaft Mark, unseres Vaterlandes"“ sich entschlossen hätten, ihren auf-
gehobenen Landtag einzuberufen. Beide Eingaben wurden freilich scharf