Anschluß Luxemburgs. 441
Schmuggel blühte. Nun entstand wieder ein geordneter Verkehr, das
fleißige betriebsame Völkchen begann wieder zu hoffen und knüpfte bald
einen Geschäftsverkehr mit den östlichen Nachbarn an, der sich zum Er—
staunen der Luxemburger selbst als gesund und einträglich erwies. Nicht
lange, so empfing das Großherzogtum mehr als eine halbe Million Franken
jährlich aus den Kassen des Zollvereins, eine Summe, die über die be—
scheidene Konsumtion des Ländchens sehr weit hinausging. Gleichwohl
dankte niemand den Deutschen für solche Wohltaten. Die Luxemburger
wollten nicht vergessen, wie kläglich der Deutsche Bund sie während der
Revolutionsjahre preisgegeben hatte, sie haßten die Preußen, die Be—
schirmer der Bundesfestung, als ihre natürlichen Feinde. Der Großherzog
tat auch gar nichts, um das Land dem deutschen Leben zu befreunden.
Rechtspflege, Verwaltung, Geldwesen blieben belgisch-französisch, sogar die
Amtssprache blieb französisch in dem grunddeutschen Lande — lediglich zur
Bequemlichkeit der verwelschten Beamten, die sämtlich auf französischen
oder belgischen Hochschulen ihre Lehrzeit verlebt hatten und dann daheim
alles aufboten, um die alten ehrlichen Ortsnamen Klerf und Siebenbrunn
in Clervaux und Septfontaines zu verwandeln. Also mästete sich fortan
an Deutschlands mächtigem Stamme die ekelhafte Schmarotzerpflanze der
Nation luxembourgeoise, ein Blendlingsvolk ohne Vaterland und darum
ohne Ehre. —
Mittlerweile eröffnete sich dem Zollvereine ganz unerwartet eine
glänzende Aussicht. Der hannoversche Steuerverein, der ihn bisher vom
Deutschen Meere absperrte, drohte zu zerfallen. Der Steuerverein hatte
anfangs dem großen Zollvereine mancherlei Feindseligkeit erwiesen und
namentlich seine preußischen Enklaven sehr gehässig behandelt. Doch seit
man sich im Jahre 1837 über ein Zollkartell geeinigt, lebten die beiden
Vereine in leidlicher Freundschaft, wenngleich Hannover die Grenzbewachung
ziemlich saumselig durchführte; und Preußen beschloß zunächst ruhig ab-
zuwarten, ob nicht das beinahe ringsum von Zollvereinslanden umklam-
merte Welfenreich freiwillig die Vereinigung beantragen würde. Darauf
war freilich kaum zu hoffen. Die mäßigen Finanzzölle des Steuervereins
brachten reichlichen Ertrag, wohlfeile englische Fabrikwaren überschwemmten
das Land. Daß dieser übermächtige fremde Wettbewerb die hannoversche
Industrie ganz daniederhielt, war dem alten Welfenkönige nur willkommen;
er liebte die Fabriken nicht, und wie er selbst zum Frühstück sein englisches
Mutton-Chop verspeiste, so fand er es auch hoch erfreulich, wenn seine Han-
noveraner sich bemühten, die Lebensweise künstlicher Engländer zu führen.
Sein Volk huldigte derselben Meinung und pflegte den armen Hunger-
leidern im Zollvereine mitleidig vorzuwerfen, wie viel mehr Bordeauxwein,
Zigarren und Kaffee man, dank den niedrigen Zöllen, im Steuervereine
verzehre. Diese stolze Behauptung beruhte freilich auf zweifelhaften
Schätzungen — denn nachdem Braunschweig späterhin dem Zollvereine