250
bis
752.
4 I. Urgeschichte Schwabens und Württembergs.
Mit der römischen Herrschaft erhielten dle alten Deutschen auch den römi-
schen Götzendienst. Am meisten Eingang fand dieser gerade in Schwaben, wo
die Kelten in ihrer Leichtblütigkeit und ihrem Leichtsinn den eigenen Götzendienst
mit dem römischen gerne vermischten. Alle Götter und Geister erhielten ihre be-
sonderen Altäre. Sogar lebenden Menschen, den Kaisern und ihren Bildern er-
richtete man Säulen und Altäre und brachte ihnen Rauch= und Versöhnungsopfer
dar. — Mit der Ausbreltung des Christenthums in Italien kam es wohl auch
schon nach Deutschland. Eigentliche Denkmäler, und bestimmte Anzeichen und Beweise
hlefür haben wir nicht. Irenäus (177) schreibt von Christen in Deutschland, und
Tertullian (1220) schreibt in seiner Vertheidigung derchristlichen Religion: „Die
Deutschen dürfen bis auf diesen Tag ihre Grenzen nicht überschreiten; aber auch unter
ihnen wird an Chrlstum geglaubt, wird ihm gehuldigt, wird er angebetet“. Auch
hat der Missionar Columban (um 600) am Bodensee einige Christen und Geist-
liche angetroffen. Wir ersehen hieraus, daß das Christenthum Eingang gefunden hatte;
seine Wirkung war zunächst nur eine mehr äußere und oberflächliche, und die Aleman-
nen verwischten bald die wenigen Spuren der kurz eingeführten christlichen Religion.
8. 3.
Die Klemannen 1½). Die Frankenherrschaft. Die Kinführung des
Christenthums. 250—752.
Die Alemannen befreiten unser Schwaben vom römsschen Joch in der
zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts. Sie drückten sich zwischen die öftlichen
und westlichen Besitzungen der Römer wie ein Keil ein, durchbrachen deren
Grenzmauer, eroberten das Zehntland und machten den römischen Katsern sehr
vlel zu schaffen. Zwar wurden sie im Jahr 357 bei Straßburg von Kalser
Julianus geschlagen; aber dieser konnte seinen Sieg nicht weiter verfolgen und
hatte darum keinen großen Vortheil davon. Die Alemannen bildeten einen
großen Bund kleinerer Völkerschaften und zwar meistens derselben, die früher
Sueven geheißen. Beide Namen kommen von jetzt an für einander vor, und es ist
anzunehmen, daß beide Völkerbündnisse in einander aufgegangen sind. Der
Wohnsitz derselben hieß Suevia, Schwaben. Zu Anfang des 5. Jahrhunderts
gehörte dazu alles Land von den Alpen bis an den Main und vom Lech bis zum
Jura und den Vogesen.
Aber so geschickt die Alemannen auch waren, große Eroberungen zu machen,
der Fremdherrschaft sich zu entledigen und ihr Gebiet welt auszudehnen, so brachten
sie es doch nicht zur Gründung eines eigenen selbständigen Reiches. Als der
mächtige Frankenkönilg Chlodwig (Ludwig) anfieng, die innere Freiheit
der deutschen Stämme zu gefährden und statt der alten Gauverfassung das Lehen-
wesen und die kriegerischen Gefolge einführte, wurde er von den Alemannen, die
sich ihre Unabhängigkeit wahren wollten, mehrfach angegriffen. Im Jahr 496
kam es zur Entscheidungsschlacht bei Zülpich, in der die Alemannen
vollständig geschlagen wurden. Chlodwig eroberte den Mittelrhein, und alles
1) Alemannen ist abzuleiten von Alm-Mannen; der Name hängt zusammen
mit Almanden d. h. dem gemeinschaftlichen Grundbesitz, den in Schwaben heute noch
jede einzelne Gemeinde inne hat und der von ihr den Bürgern zur Nutznießung über-
geben wird. — Wie furchtbar die Alemannen ihren Namen machten, sehen wir daraus,
daß wir Deutsche alle bei den Franzosen Allemands heißen.