Full text: Die Geschichte Württembergs.

230 IV. Württemberg als Königreich. 
Schicksal der Waffengenossen, die gleich anfangs in dem Verhalten der Bayern 
gegen die Hannoveraner zu Tage getreten, Mangel an Uebereinstimmung und ka- 
meradschaftlicher Gesinnung, gegenseitiges Mißtrauen, genährt durch Verdäch- 
tigungen und Vorwürfe, waren während des ganzen Krlegs die schlimmen Ge- 
fährten der Bundesarmee gewesen, welche trotz der Tapferkeit und Kampflust der 
Mannschaften so klägliche Resultate herbeiführten. Der Krieg konnte von Seiten 
der Bundestruppen keinen andern Zweck mehr haben, als die Waffenehre zu 
retten. Man hatte sich zu weit eingelassen, hatte zu große Rüstungen gemacht, 
hatte zu laut die Kriegstrompete ertönen lassen, als daß man es jetzt mit der mi- 
litärischen Ehre hätte vereinbar finden können, sich ohne Kampf zurückzuzlehen 
und damit das demüthige Selbstbekenntniß abzulegen, daß man von vornherein 
sich für überwunden erkläre“. Als die Waffen zwischen Oesterreich und Prgußen 
in Böhmen und Mähren schon ruhten, begann erst der Kampf im Main= und 
Taubergebiet. Die Württemberger kämpften in der Schlacht bei Tau- 
berbischofsheim (24. Juli 1866) unter der Anführung ihres Generals 
von Hardegg tapfer, wurden aber von den Preußen geschlagen, welche schnell 
nach Württemberg hereinrückten. Nach dem Waffenstillstandsvertrag zwischen 
Preußen und Württemberg (2. August), Baden und Bayern wurde das Bun- 
desarmeekorps aufgelöst. Am 13. August schloß Württemberg den Frieden, nach 
welchem Vertrag es acht Millionen Gulden Kriegsentschädigung an Preußen zu 
bezahlen hattt. Ebenso erkannte es die Neubildung des „norddeutschen Bundes“, 
sowie die andern staatlichen Veränderungen des Nikolsburger Friedens an. Ins- 
geheim schloß Preußen noch ein Schutz= und Trutzbündniß zu gemeinsamer Aktion 
im Falle eines auswärtigen Krlegs mit Hessen, Baden, Bayern und Württem- 
berg. Die Forderungen Preußens an Württemberg in dem Friedensschlusse sind 
keine hohen zu nennen, wenn man bedenkt, daß im Namen der Bundesversamm- 
lung württembergische Truppen die Fürstenthümer Hohenzollern besetzt und in 
Verwaltung genommen und die Stimmung in Württemberg eine höchft feind- 
selige gegen Preußen gewesen war. 
B. Württemberg ein Glied des deutschen Reichs. 
8. 58. 
König Karl. Der deutsch- französische Krieg und die Aufrichtung des 
neuen deutschen Beichs. 
„Es war eine alte Verheißung: Ein freies, 
großes Deutschland, lebenskräftig und in Ein- 
beit gehalten, wiedergeboren aus dem ureigenen 
Geiste des deutschen Volkcs sollte, wieder unter 
den Völkern Europas erscheinen.“ 
Uhland. 
Oesterreich hatte im Nikolsburger Frieden betreffs der vier süddeutschen 
Staaten sich einverstanden erklärt, „daß dieselben in einen Verein zusammen- 
treten, dessen nationale Verbindung mit dem norddeutschen Bunde der näheren 
Verständigung zwischen beiden vorbehalten bleibe“, und auf Anregung Frank- 
reichs war diesem Verein „eine internationale, unabhängige Stellung“ im Prager 
Frieden zugesichert worden. Ein solcher Verein wurde aber nicht gebildet. Der 
bayrische Minister, Fürst Hohenlohe-Schillingsfürft, veranstaltete in Stutt-
	        
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