1302
bis
1417.
44 II. Württemberg als Grasschaft.
Soglelch wurden sie in ganz Oesterreich und Bayern ermordet. Kaiser Ludwig
mußte dle strengsten Befehle erlassen, um dem allgemeinen Judenmorde Einhalt
zu thun, da er vom Volk für etwas Verdienstliches gehalten wurde. So hatte
schon um's Jahr 1150 ein sanatischer Mönch, Namens Radulf, die Lust zu einem
Kreuzzug dadurch zu entzünden gesucht, daß er die Juden als Feinde Chrlsti be-
zeichnete, die zur Vertilgung relf selen. Einer daraus entstandenen blutigen Ju-
denverfolgung konnte nur durch das kräftige Wort des hl. Bernhard von Clair=
vaux Einhalt gethan werden.
Beim Auftreten der Pest (1350) wurde die Fabel verbreitet, daß eine
Judenverschwörung bestehe, die keinen geringeren Zweck habe, als die ganze
Christenheit zu vergiften. Das Volk glaubte auch das Lächerlichste. In Bern
wurde mit dem Morden der Anfang gemacht und zwar auf Befehl des Raths.
In Basel, Mühlhausen, Zürich, Freiburg und in allen Städten am Rhein und
an der Donau wurden die Juden auf einem Haufen verbrannt. In Straßburg
entglengen 1100 Juden dem Tod, indem sie das Krucifir küßten und Christen
wurden, 900 wurden verbrannt, alle Kinder vor den Augen ihrer Eltern getauft.
In Speyer und Eßlingen verbrannten sich die Juden selber. In Mainz starben
12000. Nur Regensburg und Heldelberg schützten ihre Juden. Wer von dem
unglücklichen Volke fliehen konnte, sloh nach Polen, wo sie von König Kasimir
freundlich aufgenommen wurden.
8. 18.
Graf Sberhard III., der Milde, 1392—1417 und Graf Sherhard IV.
1417—1419.
„Unter allen Grafen Deutschlands find die mächtigsten
dieser Zeit die von Württemberg, nicht geringer als
arlgrafen oder Herzoge.“ ·
Aeneas Sylvius, nachmaliger Papst Pius I.
Wie auf Eberhard I. so folgte auch auf Eberhard II ein friedliebender
und ruhiger Mann. Eberhard III., der Enkel seines Vorgängers, besaß ein hohes
Maß von Vorsicht und Besonnenheit, mit der er so viel Wohlwollen und Freund-
lichkeit verband, daß es ihm gelang, das so lange gestörte Verhältniß zwischen
seinem Hause und den Städten wlederherzustellen. Wenngleich auch an ihn die
Nothwendigkeit, zum Schwerte zu greifen, mehrmals herantrat, so geschah es
doch nie anders, als wenn er durch die Noth, oder die Gerechtigkeit der Sache
dazu gezwungen war. Daher kam es auch, daß er allgemein eine Achtung genoß,
die sonst nur Fürsten zu Theil wurde, weßhalb schon damals die Frage angeregt
wurde, ob Württemberg nicht die Erhebung zum Herzogthum verdiene. Nicht
wenig trug zu diesem Ansehen die Pracht des württembergischen Hofes bei, wo
sich allerdings ein fürstlicher Glanz entwickelt hatte, der gar nicht mehr zu dem
bescheidenen Grafentitel passen wollte. Am Stuttgarter Hofe giengen die vor-
nehmsten schwäbischen Herren, geistlichen und weltlichen Standes, ab und zu;
und bei Ritterfesten und Reichstagen zählte Eberhards Gefolge stets zu den
großartigsten und prächtigsten. Mit seinem Regierungsantritt war im allge-
meinen die Reihe der sparsamen Grafen abgeschlossen; er und seine Nachfolger
strebten einer höheren Würde zu und suchten den Besitz derselben durch äußeren
Prunk vorzubereiten. Den nächsten Anlaß hlezu boten die beiden Vermählungen
Eberhards III. Antonia, Tochter des Reichsverwesers Visconti in Malland,
war italientschen Glanz gewöhnt und konnte sich deßhalb in die einfachen Sitten