8. 33. Herzog Christophs Regierung. 93
seinen Vater zu sehen, der in Wildbad Erleichterung von seinem Podagra suchte.
Er starb bald darauf in Tübingen und hinterließ nun dem Sohne das Land unter
traurigen Umständen.
§. 33.
Herzog Ehristophs Regierung. 1550—1568.
„Wie das Gold durchs Feuer bewähret
wird, also werden die, so Gott gefallen,
durchs Feuer der Trübsal bewähret.“
Sirach 2, 5.
„Denn wer den Besten seiner Zeit genug
Gethan, der hat gelebt für alle Zeiten.“
Schiller.
Wohl wenige Fürsten haben jemals ihre Regierung unter solch ungünstigen
Verhältnissen angetreten, wie Christoph von Württemberg. Es gehörte der durch
schwere Leiden gestählte Muth und die Entschlossenheit eines geläuterten Mannes
dazu, um hier nicht vollständig zu verzagen. Württemberg war in den
letzten Jahren ganz aus den Fugen gewichen, von Oesterreich
hart bedrängt und die Kirche durch das Interim ganz zerfallen.
Aber Christoph zagte nicht; er stand fest in allen Stürmen. Es ist ihm gelungen,
das von Eberhard im Bart angefangene Werk des inneren Ausbaus in der Staats-
und Kirchenverfassung fortzuführen und in der kurzen Zeit von 18 Jahren zu
vollenden. Das konnte nur ein Mann mit seiner Opferfreudigkelt, Hingebung,
Beharrlichkelt und Ausdauer. „Er war ein Mann und wankte nicht" trotz aller
Schwiertgkeiten, die sich ihm entgegenstellten, trotz aller Stürme, die sein Werk
zu zerstören suchten. Und so steht sein Werk heute noch in unserem Lande; es hat
sich durch drei Jahrhunderte erhalten und als ein Werk der- Weisheit und des
Segens erwiesen.
Ulrich war am 6. November gestorben; am 8. Nov. ließ sich Christoph schon
in Stuttgan und Tübingen huldigen. Die Cannstatter riefen bei der Huldigung:
„Hie gut Württemberg in Ewigkeit!“ — Das Land war schwer mit Schulden
beladen; das Volk war verarmt durch die vielen Steuerzahlungen und Einquar-
tierungen; ein großer Theil wollte auswandern. Ueberall herrschte die größte
Unordnung und Unsicherheit. Spanische Besatzungen waren im Land, und König
Ferdinand machte seine Ansprüche auf Württemberg geltend. Christoph theilte
sogleich Kaiser Karl und König Ferdinand den Tod selines Vaters und den Antritt
der Regentschaft seinerseits mit, bat auch, da man seine Unschuld kenne, daß er
als treuer Fürst und Lehensmann bestätigt werde. Seine Mutter Sablna ließ der
Herzog in Bayern abholen und wies ihr Nürtingen als Witwensitz an, wo sie
zur evangelischen Lehre übertrat und Arme und. Kranke freundlich unterstützte.
Sle starb, 73 Jahre alt, im Jahr 1564. Ihre Tochter Anna war schon im Jahr
1530 an einer Pest gestorben.
Was Chbristoph vurch gütliche Unterhandlungen nicht bewerkstelligen konnte,
kum durch Streitigkeiten zwischen Karl und seinem Bruder zu Stande. Jener
entschloß sich, den Thron seinem Sohne Philipp zu hinterlassen und Ferdinand von
der Erbfolge auszuschließen. Dieser wurde darum gegen Christoph nachgiebig,
zumal als der Kaiser den Herzog brieflich versicherte, daß er seiner Freundschaft ge-
wiß sein dürfe. Aber es werde sehr gut für ihn sein, wenn er die alte Religlon
wiederherstelle. Der Bischof von Augsburg bat darum und sagte seinen Beistand
1550
bis
1 508.