Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

Aber auch der Frau überhaupt, — weil der Mann versagt 
hat.- Wenn bei den alten Germanen die Männer geschlagen 
zurückfluteten, der Feind bis an die Wagenburg drang, dann 
erhob sich die Frau mit der Streitaxt in der Faust. #n die 
Abschaffung der staateobürgerlichen Rechte der Frau denkt 
heute kein Mensch mehr. Der Antrag der Unabhängigen aber, 
beide Geschlechter in jeder Art gleichzustellen, wird von sämt- 
lichen bürgerlichen Parteien nach einer eindrucksvollen Rede 
auch der Zentrumsabgeordneten Frau Reusch gegen die 
beiden sozialistischen Fraktionen abgelehnt. 
Dasselbe Schicksal erlebt der Antrag, an Stelle der Ver- 
fassungsbestimmung, daß der Adel nicht mehr verliehen werden 
dürfe, die Abschaffung auch des bestehenden Adels zu erklären. 
Das „von“ ist ja nur noch ein Teil des Namene, nichte weiter. 
Es gibt auch Nichtadelige mit solcher Vorsilbe: die vom Brühl, 
vom Hofe und andere. Graf Posadowsky und Redner der 
übrigen Partelen erörtern dae ruhig und leidenschaftslos; der 
nicht roten Mehrheit des Hauses ist der sozialistische Antrag, 
der nur ein sinnloses „écra#ez Pinfame“ ist, einfach zu dumm. 
Frau Agnes, die Unabhängige, die auf einem der vier Schrift- 
führersitze neben dem Präsidenten thront, behauptet zwar 
entgegen allen Kollegen des Hochsitzes mit weiblichem Eigen- 
sinn, sie sehe keine Mehrheit steben, und erzwingt dadurch, 
da das Bureau nicht einig ist, die Auszählung durch Hammel- 
sprung. ODa wird denn die Niederlage der sozialistischen Par- 
teien auch zahlenmäßig festgelegt. Das hat Frau Agnes nun 
schon zum drittenmal getan. Sie ist kein Mann wie Frau 
Sietz. Sie klammert sich an den Gedanken, sie könne die 
Parteisache retten, wenn sie ein klares Exempel anzweifle; 
sie wartet wie Nora „auf das Wunderbare“, sie sieht die Mehr- 
beit nicht, well sie nicht sehen will, und sie hofft im stillen, 
daß ein Dutzend fehlender Roter plötzlich beim Hammelsprung 
noch zur Tür pereintreten und ein Hutzend Bürgerlicher plötz- 
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