Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

Versickernde Debatten 
Weimar, 14. August 
Wenn der Haas' und der Swinegel um die Wette laufen, 
so gewinnt natürlich der Swinegel; das wissen wir schon aus 
der Fabel. Aber man sieht sich so was doch gerne an. Auch 
heute triumphiert Erzberger am Ziel über die Opposition; 
er hat wieder einmal alle übers Ohr gehauen. Selbst Herr 
Henke, der Unabhängige, schmunzelt in ästhetischem Genuß 
über den Bielgewandten und meint, wenn er so fortmache, 
würden ihm die Unabhängigen einen Platz in ihrer Partei 
freihalten. Dieses Lob verdankt er nicht nur der Art seiner 
Polemil, sondern auch seiner Anbiederung nach links. Er hat 
von den „namenlosen Leiden“ der Arbeitermassen in den 
Industriezentren gesprochen, die während des Krieges „ge- 
rade nur noch wie ein Tier“ hätten vegetieren können. Wir 
kennen aber keine Tiere, die Spickaal und Gänsebraten 
essen, wie unsere Kriegsarbeiter. 
Die Sitzung hat das beiläufige Ergebnie, daß die einge- 
brachten Steuergesetze und die Postvorlagen den Auseschüssen 
überwiesen werden, aber ausgefüllt ist sie im wesentlichen 
durch das Schauspiel des alten Wettkampfes zwischen Erz- 
berger und der Rechten. Mumm und Mittelmann halten gute 
Reden, ehrsam und tapfer. Aber im GErunde ist das alles so 
sinnlos. Der Kugelrunde ist ihnen in seiner Unverfrorenheit 
doch über. Seine Daktik ist immer unverändert. Aber Un- 
widerlegliches, über sozusagen Vernichtendes turnt er hinweg, 
packt mitten im Purzelbaum einen gleichgültigen Satz des 
Gegners, dreht ihn um und stößt ein Siegesgeheul aus. 
Mumm weist dem Reichefinanzminister nach, daß er seine 
berühmte, auf Kosten aller Steuerzahler jetzt verbreitete Rede, 
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