Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

die im ganzen und einzelnen eine einzige Unwahrheit ist, 
auch noch im Stenogramm nachträglich gefälscht habe. Das 
rührt Herrn Erzberger nicht im geringsten. Er geht darauf 
gar nicht ein. Er verkündet triumphierend, daß er fester sitze, 
denn je, und daß er seine Enthüllerrede bis in das letzte deutsche 
Haus bringen werde. In tiefem Ernst stellt Mittelmann fest, 
welch nationales Unglück Erzberger für uns sei, wie die 
Integrität unserer Beamtenschaft, wie unser Kredit und 
unser Ansehen in der Welt durch ihn leiden. Der Mann mit 
der eilernen Stirn aber erwidert, das Unglück bestehe im 
Gegenteil darin, daß man ihm, Erzberger, 1917 nicht Folge 
gegeben habe, sonst stünde es besser um das deutsche Volk; 
leider sei er damals der Militärdiktatur gegenüber machtlos 
gewesen. Er voltigiert eben über alles hinweg, was Michaelis 
und Wedell und Hindenburg, was die amtlichen Stellen in 
Rom und London und Paris über diese Epoche richtiggestellt 
haben, und wenn man ihm erklärt: „Also Sie sagen die Un- 
wahrheit!“ so erwidert er womöglich: „Das freut mich, 
daß Sie einsehen, wie sehr ich im Recht bin!“ Seine Gegner 
apostrophieren ihn, er aber spricht an ihnen vorbei zur 
Galerie, zum Publikum, zur Masse. Es ist ihm ganz gleich- 
gültig, was ihm nachgewiesen wird. Er denkt als skrupelloser 
Journalist und Meinungsmacher nur an die Wirkung draußen. 
Er bleibt an seinem Platze, bis eines schönen Tages wie ein 
Naturereignis das Gericht über ihn kommt. 4% 
Über die Steuern selbst ist heute in der versickernden De- 
batte so gut wie gar nicht mehr gesprochen worden. Fast noch 
mehr über einen Artikel Traubs in seinen „Eisernen Blät- 
tern“. Darin ist auch ein Dr. BVictor Naumann als Erz- 
bergers Günstling und als Zwischenträger zwischen ihm und 
dem Hause Parma erwähnt. Das war offenbar eine falsche 
Information. Auf diese Nebensächlichkeit stürzt sich nicht nur 
Erzberger, sondern auch der „Herr Minister Naumann“ er- 
293
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.