die im ganzen und einzelnen eine einzige Unwahrheit ist,
auch noch im Stenogramm nachträglich gefälscht habe. Das
rührt Herrn Erzberger nicht im geringsten. Er geht darauf
gar nicht ein. Er verkündet triumphierend, daß er fester sitze,
denn je, und daß er seine Enthüllerrede bis in das letzte deutsche
Haus bringen werde. In tiefem Ernst stellt Mittelmann fest,
welch nationales Unglück Erzberger für uns sei, wie die
Integrität unserer Beamtenschaft, wie unser Kredit und
unser Ansehen in der Welt durch ihn leiden. Der Mann mit
der eilernen Stirn aber erwidert, das Unglück bestehe im
Gegenteil darin, daß man ihm, Erzberger, 1917 nicht Folge
gegeben habe, sonst stünde es besser um das deutsche Volk;
leider sei er damals der Militärdiktatur gegenüber machtlos
gewesen. Er voltigiert eben über alles hinweg, was Michaelis
und Wedell und Hindenburg, was die amtlichen Stellen in
Rom und London und Paris über diese Epoche richtiggestellt
haben, und wenn man ihm erklärt: „Also Sie sagen die Un-
wahrheit!“ so erwidert er womöglich: „Das freut mich,
daß Sie einsehen, wie sehr ich im Recht bin!“ Seine Gegner
apostrophieren ihn, er aber spricht an ihnen vorbei zur
Galerie, zum Publikum, zur Masse. Es ist ihm ganz gleich-
gültig, was ihm nachgewiesen wird. Er denkt als skrupelloser
Journalist und Meinungsmacher nur an die Wirkung draußen.
Er bleibt an seinem Platze, bis eines schönen Tages wie ein
Naturereignis das Gericht über ihn kommt. 4%
Über die Steuern selbst ist heute in der versickernden De-
batte so gut wie gar nicht mehr gesprochen worden. Fast noch
mehr über einen Artikel Traubs in seinen „Eisernen Blät-
tern“. Darin ist auch ein Dr. BVictor Naumann als Erz-
bergers Günstling und als Zwischenträger zwischen ihm und
dem Hause Parma erwähnt. Das war offenbar eine falsche
Information. Auf diese Nebensächlichkeit stürzt sich nicht nur
Erzberger, sondern auch der „Herr Minister Naumann“ er-
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