deutschen Besitzes und die Räteregierung aller deutschen
Betriebe würpt uns aber zu Tode.
Oas ist das eigentliche Werk von Weimar. Oie Ver-
fassung, die als Großtat gepriesen wird, ist demgegenüber
kaum von Bedeutung. Ein Berein, der seit November 1918
bereits besteht, hat sich Satzungen gegeben. Oaraus sollte
man nicht viel Wesens machen.
Nach außen hin wird das freilich gefeiert, denn alles For-
male, alles Methodische besticht deutsche Augen. Wenn man
mit Paragraphen gefüttert wird, kann man im übrigen ruhig
hungern. An dem „großen Werk“ mitgearbeitet zu haben,
ist ein Stolz der Beteiligten. Bei dem Krönungemahl Eberts
am gestrigen Abend, dessen rednerische Unkosten wieder drei
Süddeutsche der drei regierenden Parteien bestritten, wurde
sogar die Rechte um ihrer Mitarbeit willen belobt.
Oas ist bitter, sehr bitter. "
Oieselben Leute, die in ihrer Schildbürgerei ein Dorf an-
zünden, um eine Katze zur Strecke zu bringen, und das
Deutsche Reich zerstören, um das „alte System“
unter den Trümmern zu begraben, freuen sich der
willkommenen Hilfe. Ze dümmer und je unanständiger sie
selber sind, desto mehr feixen sie über die kluge und an-
ständige Opposition. In der sitzen lauter Männer mit weißer
Weste. Es gibt sogar Leute unter ihnen, die das gestrige
Fernbleiben der Oeutschnationalen von der Schwurkomödie
für taktlos erklären. Sie wissen nicht mehr, wie die Sozial-
demokratie jahrzehntelang gegen jedes Kaiserhoch demon-
striert und die wüstesten Szenen im Reichstage aufgeführt
hat. Die Wüstheit ist nicht nötig, aber derselbe Wille zum
Siege, mit allen erfolgreichen Mitteln: man muß den Feind
mit seinen eigenen Waffen schlagen, statt für ihn an seinem
Werke „positiv mitzuarbeiten“. Sonst bildet sich über kurz
oder lang eine neue radikale Partei der Rechten, eine Partei
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