heute, nachdem er als Reichsjustizminister das Wort verlangt
hat, diese Robe sofort fallen und fährt in unverhüllter Schön-
beit fort: Wir Sozialdemokraten also
Bielleicht hat der selige Staatsmann Openstierna gerade
diese Zustände vorausgeahnt, als er sagte, man wisse nicht,
mit wie wenig Weisheit die Welt sich regieren lasse. Es
brauchen bloß immer sechs gegen einen zu reden, dann schlägt's
allmählich durch, daß Ludendorff ein Hasardeur war und
Scheidemann der getreue Eckart der Nation.
Die bösen Störenfriede dieses Zdplle sitzen in der Deutsch-
nationalen und der Oeutschen Volkspartei, — wenigstens
fangen sie heute endlich an zu begreifen, daß dies ihre Auf-
gabe in der Opposition sein muß, die regierende Mehrbeit
anzugreifen, nicht nur sich selber notdürftig zu wehren.
Der Or. Traub, den sein heißes Nationalgefühl von den
Wechslerbänken der Demokratie vertrieb, der verhaßte Apo-
stata der „Berliner Tageblatt“-Leute, ist jetzt vielleicht die
stärkste agitatorische Begabung der Rechten. In glänzender
Beweisführung belegt er seinen Satz: Schuld an unserem
Zusammenbruch ist die Revolution! Eisner und Ledebour
und der „Vorwärts“ selbst müssen ihm als Schwurzeugen
dafür dienen. Wo sei der Fortschritt gegen früher überhaupt
zu sehen? Geblieben sei vom alten Soystem das Schlechte,
nämlich der alte Bethmannsche Block; zertrümmert aber sei
das Gute, nämlich unser herrliches Heer. Wer dieses Werk-
zeug, mit dem ein Volk in letzter Not sich helfen kann, zunichte
macht, der bat nicht das Recht zu fragen, wer die Niederlage
verschuldet habe. Die wahren Verteidiger der Volkerechte,
der Rechte der Einzelpersönlichkeit gegenüber gewaltsamer
Schablonisierung, säßen jetzt rechte, — sie hüteten das alte
Erbe des Liberalismus.
Oie gleiche Klinge schlägt der Oeutsche Volksparteiler
Professor Kahl, der Züngling von 70 Jahren, dessen hallender
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