Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

sich schließlich energisch Ruhe verschaffen muß, weil er nicht 
mehr verstehen könne, was dicht vor ihm am Pult der Redner 
vorbringe. Wie sagte doch Ebert so treffend ? Von der Welt- 
macht seien wir „zur geistigen Größe“ gekommen. 
Aus dem Munde des jetzigen Kriegeministers, des Obersten 
Reinhard, erfahren wir, daß die Abschaffung der Achselstücke 
einen spmbolischen Akt der Unterwerfung der Offiziere unter 
die neue Regierung in Deutschland bedeuten solle. Aun 
wissen sie es. Als Reinhard dann sehr behutsam auf die 
Untersuchung über die Tötung Liebknechts und der Frau 
Luxemburg zu sprechen kommt, kreischt Haase „Schamlose 
Verdrehung!“ Er wird erst wieder ruhig, als „Wir“ zu Worte 
kommen. In allen drei Ausgaben. 
Oie Sozialdemokratin Frau Juchacz, ein ehemaliges Oienst- 
mädchen, liest dem Grafen Posadowsky ein Kolleg über hohe 
Politik; sie liest es säuberlich und silbenweise ab, so daß die 
sonst so geplagten Stenographen bebaglich nachmalen können. 
Der Zentrums-Maper aus Kaufbeuren, Ooktor der Staate- 
wissenschaften und bewandert in den Fragen des Handels 
und der Großindustrie, gibt eine Variation dessen, was der 
Reichsschatzsekretär und neulich erzählt hat. Der Kölner 
demokratische Rechtsanwalt Falk aber kommt uns als be- 
setzter Linkerheiner zuerst deutsch, dann demokratisch; von 
nun an seien Demokratie und Republik up ewig ungedeelt und 
fest verkittet. Das alte monarchische Sostem sei für immer 
verschwunden. JFenes scheußliche alte Sostem, unter dem 
von den hervorragenden Männern, die jetzt auf der Minister- 
bank säßen, kaum einer es auch nur zum Königlich Preußischen 
Referendar gebracht haben würde. 
Das ist ganz glaubhaft. Herr Falk ist überhaupt ein kleiner 
Schwerenöter. „Hab' ich's gut gemacht?“ fragt er nachher 
im Wandelgang Herrn Erzberger. „Aber gewiß!“" Nämlich 
Erzberger hat an den deutschen Teil der deutsch-demokratischen 
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