Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

sitzen ja mitten in ihr. Das sind die Cohn und Genossen auf 
den Bänken der Unabhängigen. Sie sind die einzigen, die 
sich pbeute nicht von den Plätzen erheben, als das gesamte 
Haus unsere heimgekehrten ostafrikanischen Kämpfer ehrt, 
denn sie haben Wichtigeres zu tun; diese paar Mann, die man 
in Weimar noch sieht, während die Mehrzahl der Unabhängigen 
draußen im Lande schürt, sitzen bier sozusagen als Ber- 
bindungsoffiziere der kommenden neuen Revolution. Oie 
Verfassungsmacher aber werden noch in dem Augenblick, in 
welchem die Schlinge zugezogen wird, mit dem letzten Atem- 
stoß krähen, wie herrlich weit wir es gebracht haben. 
Kein Mencsch kann über die nächsten vierundzwanzig Stun- 
den hinwegsehen. Um halb vier Uhr nachmittags beschließt 
der Altestenrat der Bersammlung, daß das Haus sich von 
morgen ab für die Ausschußberatungen der Verfassung frei- 
machen und erst in der nächsten Woche wieder zu Vollsitzungen 
zusammentreten solle. Inzwischen kommen neue Nachrichten 
über die Auflösung im Reiche und über den General- 
streik in Berlin. Ha beschließt denn um halb sieben Uhr 
nachmittags der Altestenrat, die Versammlung solle nicht 
vertagt werden, sondern weiter sitzen und sofort die 
Gesetzentwürfe über die Sozialisierung vornehmen. 
Oie Alesten der Fraktionen, darunter natürlich auch Cohn für 
die Unabhängigen, stehen im eifrigen Geflüster um den Präsi- 
denten berum, während unten am Rednerpult irgend jemand 
über irgend etwas aus dem Verfassungsentwurf spricht. 
Niemand hört auf ihn. Jedermann starrt wie gebannt auf die 
Gruppe oben am Präsidium. Wer aus der Geschichte weiß, 
daß in dem Triebleben des Parlamentarismus nur die 
Angst vor der Unpopularität, in kritischen Lagen die 
Angst schlechthin, das Herrschende ist, der kann sich die Ent- 
scheidung des Altestenrates im voraus denken. Den Wölfen, 
die uns umspringen, wird ein Stück nach dem anderen aus 
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