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Die Einleitung von Friedenserhandlungen, für die wir durch die Annahme
des Wilsonschen Programms, durch die Jusage der Räumung, die tatsächliche Ein-
stellung des U. Boot-Krieges und die innere Umgestaltung die Voraussetzungen geschaffen
hätten, werde es erleichtern, eventuell bezüglich der Wafsenstillstandsbedingungen hart-
näckiger zu sein, da wir dann im Falle harter Bedingungen für den Waffenstillstand
nicht ohne weiteres vor die Alternative gestellt werden, Annahme oder Abbruch mit nach
außen hin in Erscheinung tretender Aufnahme des Endkampfes.
Die Kampfhandlungen würden dann ohne Anderung ihres Charakters weiter-
gehen, bis der Stand der Friedensverhandlungen den Eintritt der Waffenruhe er-
möglicht.
Um die Friedens= von den Waffenstillstandsverhandlungen zu lösen und den
Friedensfaden fortzuspinnen, ist der Kaiser auf die Anregung gekommen, die Waffen-
stillstandsverhandlungen auf dem Wege der Verhandlung von Armee zu Armee zu leiten.
Ausgangspunkt hierfür könne sein, daß Wilson selbst die Festsetzung der Waffenstill-
standsbedingungen als Aufgabe des Militärs bezeichnet habe. Wenn man dies auf-
griffe und äußerlich den Militärs überlasse, könne man vielleicht die Friedensverhand.
lungen von etwas nicht dazugehörigem entlasten und damit fördern, zumal jetzt Wilson
bei der Entente nicht durchzudringen scheine. Konsolidiere sich aber die Front weiter,
wie dies in den letzten Wochen geschehen sei und verlangsame sich der Erfolg der Entente
auch infolge der schlechten Jahreszeit und komme man mit den Friedensverhandlungen
weiter, so würde der Einfluß Wilsons und der friedensfreundlichen Elemente in der
Entente sich erhöhte Geltung verschaffen können. Seine Majestät würde es sehr inter-
essieren, die Ansicht der Regierung über diese Anregung zu erfahren.
gez. Grünau.
Nr. 100.
Sitzung der Staatssekretäre am 5. November 1918.
Auszug.
Anwesend:
Der Reichskanzler, Exzellenzen von Payer,) Friedberg,
General Gröner,) Scheüch, Graf Rödern) Drews,
von Waldow, von Krause, von Mann, Hauß
mann, Bauer, Scheidemann, Solf, Erzberger,
Gröber, Trimborn, Rüdlin, Göpxert, Generale
Hoffmann und von Winterfeld Oberst von Haef-
ten, Majore von dem Bussche, Brinlkmann und
von Harbou, Direktor Deutelmoser, Geheimräte Si-
mons, Nadolny, Prinz Hatzfeld, von Schlieben.
Gröner:): Ich habe das dringende Bedürfnis gefühlt, hierherzukommen, um
Ihnen über die Lage) wie ich sie auffasse, Auskunft zu geben. Ich halte es für dringend
nötig, daß wir in allerengster Verbindung zusammenarbeiten und daß wir alle Entschlüsse,
die wir zum Wohle des Vaterlandes fassen müssen, einmütig finden und durchführen.
1) Der nachstehende Vortrag Gröners ist wörtlich verlesen worden.