Full text: Vorgeschichte des Waffenstillstandes.

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Staatssekretär von Hintze sei gerade aus diesem Grunde jetzt nach Wien gereist und 
könne daher an der heutigen Verhandlung zu seinem eigenen Leidwesen nicht teilnehmen. 
Auch bei uns im Lande sei die Stimmung gegenwärtig zweifellos schlecht, und 
deshalb müßten auch wir ernstlich den Versuch machen, mit Ehren aus dem Kriege 
berauszukommen. Uber die Frage, wie der gegenwärtigen schlechten Stimmung, die 
durch die militärische Lage an sich nicht begründet sei, 
mit Erfolg entgegengetreten werden könne, sei in Spaa bei den erwähnten Besprechungen 
verhandelt. Es komme darauf an, das Vertrauen der Bevölkerung wieder zu heben 
und die üble Wechselwirkung zwischen Front und Heimat, die überall zu beobachten sei, 
zu paralysieren. Eine entsprechende Organisation, die eine dahingehende Propaganda 
im Inlande und im Auslande betreiben solle, sei dem Auswärtigen Amt angegliedert 
und dem Staatssekretär von Hintze unterstellt. Sie sei bereits in Tätigkeit getreten 
und habe auch schon einige günstige Wirkungen erzielt. 
Der Herr Kriegsminister führt aus, er könne über die augenblickliche militärische 
Lage wenig sagen. Er wolle sich erst jetzt ins Hauptquartier begeben, um nähere Infor- 
mationen einzuziehen. Er müsse aber auf die großen Schwierigkeiten des Ersatzes, die 
jetzt beständen, hinweisen. Er müsse und wolle den jüngsten Jahrgang aus der Front 
zurückhalten, das mache aber ein starkes Auskämmen in der Hivilbevölkerung nötig. 
Herr Staatsminister von Waldow sprach die Befürchtung aus, daß infolge dieser 
Maßnahmen auf dem Lande nicht genügend Arbeiter bleiben würden, namentlich für die 
bevorstehende Kartoffelernte. 
Der Herr Kriegsminister widerlegte diese Befürchtung durch den Hinweis, daß 
für diese Zwecke gerade der zurückgehaltene jüngste Jahrgang verwandt werden solle. 
Der Herr Minister der öffentlichen Arbeiten wies darauf hin, daß ihm von dem 
Kriegsministerium angesonnen sei, noch weitere 15 v. H. aus seinem Personal heraus. 
zuziehen. Er glaube kaum, daß er diesem Ansinnen ohne Gefahr für den Betrieb nach- 
kommen könne. 
Der Herr Kriegeminister hoffte, daß dies noch möglich sein werde, wie es auch 
in andern Betrieben gegangen sei. 
gez. Heinrichs.
	        
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