Full text: Vorgeschichte des Waffenstillstandes.

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2. Bezüglich der Form sei neutrale Vermittlung 
vorzuziehen. " 
Burian behält sich vor, seinen Friedensvorschlag genau zu formulieren. 
Im Gespräch zwischen beiden Kaisern bemüht sich Seine Majestät, dem Kaiser 
Karl die Vorteile unserer Methode klar zu machen und gewinnt den Eindruck, daß 
Kaiser Karl durch seine Argumente überzeugt ist. 
Schlußergebnis: Verhandlungen sollen fortgesetzt werden; dazu wünscht 
Graf Burian möglichst baldige Reise des Reichskanzlers und Staatssekretärs nach 
Wien. 
21. August. Prinz Hohenlohe überreicht formulierten ersten Entwurf der 
österreich-ungarischen Note, der grundsätzlich direkten Appell an alle kriegführenden 
Staaten enthält, zu einer vertraulichen und unverbindlichen Aussprache über die Grund- 
prinzipien eines Friedensschlusses in einem Ort des neutralen Auslandes Delegierte 
zu entsenden. 
25. und 26. August. Es wird hier bekannt, daß Graf Burian am 
19. August, d. h. nach den getroffenen Abreden in Spa hinter unserm Rücken bereits 
versucht hat, auf die bulgarische und türkische Regierung einen Druck auszuüben, dahin- 
gebend, sich mit seinem Vorschlage einverstanden zu erklären. Graf Burian hat dabei 
nach deren Angaben sogar den Eindruck erweckt, als wenn die deutsche Regierung sich 
bereits mit seinem Vorschlage einverstanden erklärt hätte. Gleichzeitig hat er von sich 
aus erklärt, unter allen Umständen in 8 bis 10 Tagen mit der Demarche vorzugehen, 
weil er dadurch die öffentliche Meinung der Welt für uns zu gewinnen hoffe. Bei 
seinem Schritt hat Graf Burian die mit Graf Czernin getroffene Vereinbarung, an 
unsere östlichen Bundesgenossen erst immer dann heranzutreten, nachdem Einigung 
zwischen Berlin und Wien erzielt ist, verlassen. 
Gesandter Sofia und Botschafter Pera werden über den tatsächlichen Sach- 
verhalt informiert. 
27. August. Nachdem sowohl in mündlichen Verhandlungen mit Prinz 
Hohenlohe, wie in Anweisungen an Graf Wedel, Graf Burian von unserer Auf- 
fassung in Kenntnis gesetzt war, daß wir den von ihm vorgeschlagenen 
Schritt für unzweckmäßig, dagegen die neutrale Vermitt- 
lung zueinem günstigen Jeitpunkte für den einzigrichtigen 
Weg des Vorgehens erachten, übergibt Prinz Hohenlohe eine Notiz, in 
der Graf Burian erneut seine Argumente zugunsten sofortigen Vorgebens und zu- 
gunsten seiner Methode vorbringt, sowie um die unverweilte Ausführung der ihm ge- 
gebenen Jusage einer Reise des Herrn Reichskanzlers und des Herrn Staatssekretärs 
nach Wien zur gemeinsamen Beratung bittet. 
28. August. Graf Wedel wird informiert, daß Behauptung des Grafen 
Burian, wir hätten uns mit seinem Vorschlage einverstanden erklärt, nicht den Tat- 
sachen entspricht. Wir haben lediglich eine Prüfung der österreich-ungarischen Note 
in Aussicht gestellt und betont, daß irgegenwärtigen Jeitpunkt für 
angeregte Demarche bei unseren Feinden für verfrüht 
halten. Einvernehmen zwischen uns und österreich ungarischer Regierung über 
modus Drocedendi war somit noch nicht erzielt. Graf Burian hat daher durch Her- 
antreten an türkische und bulgarische Regierung binter unserm Rücken bewährte Tra- 
dition verlassen. Noch arößeres Befremden hat Erklärung Ministers hervorgerufen, 
unter allen Umständen in 8 bis 10 Tagen vorgeben zu wollen. Graf Wedel soll hier- 
über Graf Burian fragen und auf bedentkliche Konsequenzen derartigen Vorgebens
	        
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