Full text: Vorgeschichte des Waffenstillstandes.

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Wann wirt diese Linie erreicht sein? 
3. Wann ungefähr erscheint der O. H. L. die beabsichtigte Anregung zu Be- 
sprechungen über Friedensverhandlungen nach der Kriegslage möglich und 
angezeigt!? 
Nach Ansicht Kaiser Karls wäre jeder Aufschub für uns eine Schädigung, weil 
Gegner dadurch Gelegenheit erhalten, sich dauernd zu verstärken. 
10. September. Generalfeldmarschall von Hindenburg 
[pricht sich nach persönlicher Rücksprache mit Exzellen;z 
von Hintze im Großen Hauptquartier dahin aus, daß er der 
Absendung der beabsichtigten Note SÖsterreich-Ungarns 
(d. h. des direkten Appells an alle kriegführenden Länder) 
nicht zustimmen könne, er halte diesen Schritt für unsere 
Heere und Völker für verderblich. Dagegen sei er mit Ver- 
mittlung einer neutralen Macht zur Herbeiführung einer 
Aussprache ohne Aufschub einverstanden. 
Gleichzeitig ernente Unterredung zwischen Graf Wedel und Graf Burian. Graf 
Burian erklärt, er sei entschlossen, Friedensnote abzulassen und könne nicht länger 
kögern. Graf Wedel warnt vor Ubereilung und ersucht dringend, so lange zu warten, 
his Resultat unmittelbar bevorstehender Besprechung Staatssekretärs mit O. H. L. fest- 
stünde. Eindruck: Graf Burian vielleicht unseren Argumenten zugänglich, treibende 
Kraft Kaiser Karl. Mit Mühe Jusage erreicht, daß Burian Kaiser Karl vorschlagen 
will, noch einige Tage zu warken. Absendung Note schwerlich zu verhindern, höchstens 
karzer Aufschub erreichbar. « 
Es wird erneut in Erwägung gezogen eine direkte Einwirkung Seiner Majestät 
des Kaisers auf Kaiser Karl. Seine Majestät der Kaiser steht unter dem Eindruck, daß 
Kaiser Karl bei letzter Zusammenkunft in Spa sich mit Anregung der Vermittlung 
neutraler Macht einverstanden erklärt habe. 
11. September. Als Ergebnis neuerlicher Bespre— 
chungen zwischen Seiner Majestät, O. H. L. und Staats- 
sekretär Einverständnis mit sofertiger Einleitung Frice= 
densdemarche bei neutraler Macht. Wien soll zum Bei- 
tritt bzw. Einverständnis aufgefordert werden, ebenso 
Sofia und Konstantinopel.) 
In besonderer Audienz des Generals von Cramon bei Kaiser Karl verhält sich 
dieser gegen Vermittlung durch neutrale Macht ablehnend und behält sich im übrigen 
seine Cutschlüsse vor, ohne sich bestimmt zu äußern. 
Graf Wedel äußert sich skeptisch bezüglich Wirksamkeit eines Allerhöchsten Tele. 
gramms, ebenso bezüglich Mitwirkung von Tisza und Wekerle zu unseren Gunsten; er 
hält wohl kurze Verschiebung der Ausführung, aber nicht Abänderung des Entschlusses 
für erreichbar. 
  
1) Das Telegramm v. Hintzes aus dem Großen Hauptquartier vom 11. September 1918 (An- 
kunft 55 Uhr nachmittag), auf dem diese Stelle der Auszeichnung beruht, lautet: 
Seine Majestät und Oberste Heeresleitung sind mit sofortiger Einleitung Demarche bei 
neutraler Macht einverstanden. Bitte Botschafter Wien dies drahten mit Auftrag, es der 
österreichisch-ungarischen Regierung zu notifzieren und zum Beitritt bzw. Einverständnis 
aufjzufordern, desgleichen Gesandten Sofia und Grafen Bernstorff, Talaat Pascha. Bitte 
Reichskanzler verständigen. « Hintze.
	        
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