Full text: Vorgeschichte des Waffenstillstandes.

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Tapferkeit von Offizier und Mann. Berichte erreger 
tiefste Rührung. Große Frage, ob noch Menschennachschub zu haben. April 
und Juni bat O. H. L. um Mehrergänzung. Besprechung im August ging ebendahin. 
Entscheihendes kam aber nicht zustande. Ob noch möglich, muß Kriegsminister wissen. 
Materialersatz ist gesichert, aber Leute fehlen. Tank-= 
angriffe sehr gefährlich. Seit 8. August hat O. H. L. dem Reichskanzler 
erklärt, sie sei nicht mehr in der Lage, den Krieg positiv zu beenden durch Waffenschlag, 
der Feind friedenswillig macht. Anfang September neutrale 
Friedensvermittlung von O.H. L. angeregt. Dann JZusammen- 
bruch Bulgariens. 
Noch im Juni glänzender Eindruck der Bulgaren. Sprachunkenntnis erschwert 
Eindringen in bulgarische Psyche. Scholtz hat viel für bulgarisches Heer getan. Aber 
bulgarische Generale haben Radoslawow gestürzt und Heer verhetzt. Regierung dann 
an Entente gewandt. Bulgarische O. H. L. versagte Ablösung schlechter Divisions- 
kommandeure. Wir drehten 5 Divisionen zur Deckung Südostfront Österreich-Ungarns 
ab. Entente kann sich durch Bulgarien gegen Kospoli wenden. Türken sammeln sich 
bei Tschatschaldtscha. Wir ließen Juzug aus Rumänien kommen. Türkei wird aus- 
fallen. Wir werden Südostfront der Monarchie halten können. Sind aber nicht im- 
stande, Donau und Rumänien zu sichern. Rumänien militärisch mit Kräften, die wir 
vertragsmäßig dort haben, nicht zu halten. Wie hoch ist bolschewistische 
Gefahr zu schätzen: Davon hängt es ab,ob wir die Ukraine 
ausfgeben können, um Front zu kürzen und einige Divisionen für Donau frei 
zu machen. Militärisch ist Rumänien mit unsern jetzigen Kräften nicht gegen Anmarsch 
von Süden zu halten. Dort nur Serethlinie zu halten. Dort nur alte Leute. Wollen 
wir Numäinien halten, so müssen wir wissen, wie groß bolschewistische Gefahr ein- 
geschätzt wird. Wir könnten aus Akraine einige Divisionen nach Rumänien bringen, 
aber dann können wir militärisch uns gegen Bolschewismus nicht mehr schützen. Nicht 
wahrscheinlich, daß mehr wie 4 bis 5 Divisionen aus dem Osten nach Westen gebracht 
werden können. 
Im Westen entscheidet Mannschaftsmangel. Lage ernst. Gestern schwerer 
Tag. Einbruch der Engländer bei St. Ouentin. Alle- Pläne der Entente nicht ge- 
lungen; vorbereitetes Kavalleriekorps nicht zur Entwicklung gekommen. Wir haben 
aber zurückgehen müssen. Die Didvisionen sind nicht mehr kampfkräftig. 
(Erläutert die Karte.) 
Wir wollen lieber zurückgehen als uns schlagen lassen. Wir ziehen uns immer 
mehr zusammen. Reichskanzler hat Fragen gestellt (bezieht sich auf Schreiben des 
Reichskanzlers vom 8. Oktober 19181). Es ist schwer, solche Fragen zu beantworten, 
kann nur pflichtgemäß geschehen. 
Frage 1: Grenze der Westfront weit ab, können wir lange schützen. Angriffe 
in Lothringen möglich, Gefahr für lothringische Grenze sehe ich nicht. Wegen Holland 
sehe ich keine Gefahr, da Truppen, die etwa übertreten, interniert werden würden. 
Frage 2: Gefahr des Durchbruchs besteht immer. Engländer hätten beim 
ersten Tankangriff durchbrechen können. « 
Frage 3: Ja, nur Großangriffe gefährlich. 
Frage 4: Uns fehlen im Monat 70 000. Material ist genügend da. 
1) Oben Nr. 36. 
 
	        
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