Vater führte, schlossen mein Bruder und ich den ersten Zug der
Leibkompagnie. Der Zar verlieh mir damals die Uniform des Gre—
nadierregiments Friedrich Wilhelm III., das in Warschau stand.
Als mein Vater mich zu ihm führte, damit ich meinen Dank abstatte,
sah ich, welch ein schöner großer Mann der Herrscher war, doch
fielen mir seine unruhigen, flackernden Augen auf. Die Unterhaltung
zwischen den beiden hohen Herren drehte sich um den Krieg 1870,
ich hörte, wie das Wort „St. Privat“ fiel und wie der Zar sagte:
sein Herz hätte geblutek, als er die Nachricht von den furchtbaren
Verlusten der Garde erhielt. Er war bekanntlich Deutschland gegen-
über sehr freundlich gesonnen, so daß im nächsten Jahre eine deutsch-
russische Militärkonvention und das sogenannte „Dreikaiser-Abkom-
men“ zustande kommen konnte, das auch Osterreich-Ungarn einschloß.
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Ich fahre in der Wiedergabe meines „Lebenslaufes“ fort, die ich
bei dem Sommeraufenthalt in Wok 1872 abgebrochen hatte:
«Wir reisten nach Potsdam zurück, und ich nahm meine Studien
wieder auf, und zwar schärfer als vorher, weil ich im Frühfahr ein
Examen machen sollte. Jetzt begann auch mein Konfirmanden-
unterricht.
Den ganzen Winter hindurch mußte ich sehr scharf arbeiten und
tat es auch mit Bergnügen, weil ich selbst den größten Wunsch
hatte, mit meinen Studien tüchtig voranzukommen. Endlich im Früh-
sahr kam das Examen, vor dem ich keine Furcht hatte, denn ich fühlte
mich sicher; nur war es mir unangenehm, daß außer meinem Ma-
thematiklehrer alle anderen Lehrer mir unbekannt waren. Allein
als das Examen begonnen war, verlor ich dieses Gefühl auch
sehr bald, und ich glaube, daß es ziemlich gut abgegangen ist,
auch hörte ich hernach, daß ich für Obertertia ganz reif befunden
worden war.?
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