Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

Was für Ereignisse waren seitdem durch die Welt gegangen, und noch 
stand alles so, wie er es verlassen hatte, sogar das Pferd war da, 
ausgestopft, welches er in der Schlacht bei Lützen ritt. 
Auch auf der alten Moldaubrücke stand ich, da, von wo Johann 
v. Pomuck (Nepomuk) auf Kaiser Wenzels Befehl hinuntergestürzt 
worden war. 
In Wien, wo wir recht freundlich vom Kaiser und seiner Ge— 
mahlin empfangen wurden, wohnten wir die ganze Zeit unseres 
Aufenthaltes in Hetzendorf, nicht weit von Schönbrunn, und jeden 
Morgen, ehe ich zur Ausstellung fuhr, ging ich mit meinen Eltern 
im Garten und Park von Schönbrunn spazieren. Auch hier wieder 
historischer Boden, wenn auch nicht angenehme Erinnerungen er— 
weckend an die Zeit Napoleons J. 
Die Eröffnung der Ausstellung war recht feierlich, und die riesen— 
große Rotunde, in welcher sie stattfand, und in welche der Dom 
des Sankt Peter hineingeht, war wohl bestimmt, einen mächtigen 
Eindruck zu machen. Ich kann natürlich nicht erzählen, was ich alles 
gesehen, gehört und gemacht habe, genüge es zu sagen, daß ich alle 
Tage 4— Stunden in der Ausstellung zubrachte, über das, was 
sch gesehen, habe ich ein Tagebuch geführt. Der junge 159 jährige 
Kronprinz und ich waren sehr gute Kameraden geworden, und wir 
haben manchen Ausflug und manchen Spaziergang zusammen ge- 
macht. Nach 14 Tagen reiste sch nach Haus, während meine Eltern 
nach Italfen reisten.= 
Dlese kindlichen Berichte möchte ich in einigen Bunkten ergänzen 
und setze mit unserer Ankunft in Wien ein. Hier wurden meine 
Eltern von Kaiser Franz Josef sowie sämtlichen Erzherzögen emp- 
fangen und nach Hetzendorf geleitet, wo wir abstiegen. Mein Bater 
fuhr mit dem Kaiser voraus, während ich bei meiner Mutter blieb. 
Ich welß noch, wie sie mich während der Gahrt durch die Vorstädte 
erstaunt auf die Unregelmäßigkeit und Unscheinbarkeit der Häuser 
85
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.