bekannten Geheimen Regierungsrates. Er gehörte der liberalen Rich-
tung an und war Mitglied des Protestanten-Vereins, er machte
auf mich einen verenöcherten und vergrübelten Eindruck und hat mir
nichts für mein Leben mitgegeben. Thedoretisch (oder soll ich sagen:
theologisch?)) hat er mich wohl ganz gut vorwärtsgebracht, aber die
wahrhaft erhebende Weihe fener Zeit empfing ich durch die mehr als
früher gepflegte Lehre des Herrn — nicht dessen, was Menschenwerk
ist. Ich habe in fener Zeit viel über die ewigen Fragen nachgedacht,
um Klarheit zu gewinnen, und manche Uberlegung auch auf Anraten
des Predigers als „Meditation“ zu Papier gebracht. Meine „Medi-
tationen“ entfernten sich freilich sehr bald vom Inhalt der Vorträge
von Persius und gingen über zur Bewunderung des Himmelsgewölbes
und des blauen Meeres, sowie der auf ihm dahinziehenden Schiffe
und Fischerboote. Aus diesen Stunden des Nachdenkens erwuchs
schließlich mein Glaubensbekenntnis, das ich bei meiner Einsegnung
vorzulesen hatte.
In Hinzpeters Aufzeichnungen finde ich über diese Zeit meiner
relgkösen Borberektung einige Ausführungen, die an die oben")
wiedergegebenen anschließen und mir ebenfalls des Abdrucks wert
erscheinen:
4Da ist es dann später den zum Konfirmationsunterricht berufenen
Predigern außerordentlich leicht geworden, die christliche Lehre in ihrer
kirchlich firierten und vorgeschriebenen Corm dem Prinzen zu geben.
Wie der erste Religkonsunterricht möglichst undogmatisch gewesen war,
sollte nun der dogmatische möglichst unkonfessionell gegeben werden.
Esnmal sollte dem Prinzen selbst die Freiheit gewahrt bleiben, die
christliche Lehre seiner eigenen Individualität sowelt anzupassen, daß
sie die Richtschnur seines Lebens bleiben könne, und weiter sollte ihm
trotz oder vielmehr wegen seiner festen religfösen Uberzeugung die
*) Selte 64/65.
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