Die Flügeladjutanten meines Großvaters standen dem Grafen
Lehndorff sämtlich mit dem Gefühl großen Respekts, aber auch großer
Verehrung gegenüber, denn er ging ihnen in unbedingter Ergebenheit
für seinen Herrn und in unerschütterlich vornehmer Haltung mit gutem
Beispiel voran. Es war mir eine große Freude, nach meinem Re—
gierungsantritt ihm die Treue, die er meinem Großvater und auch
mir gehalten hat, mit der Verleihung des Schwarzen Adlerordens
und der Stellung à la suite der Gardes du Corps zu danken.
Der letzte aus dieser Gruppe ist der große und dicke General-
adjutant Fürst Anton Radziwill. Trotz seines breiten polnischen
Gesichts war er Stockpreuße und meinem Großvater gegenüber die
personifizierte Treue, er war wohl der preußischste Pole, den es je
gegeben hat, dabei immer lustig und guter Dinge, ja, sogar über
seine Spielverluste konnte er sich freuen. Mein Bater betrachtete
ihn als Vetter und duzte ihn. Im Jahre 1870 hatte er insofern
eine (wenn auch kleine) historische Rolle zu spielen Gelegenheit gehabt,
als er in Ems den französischen Gesandten Benedetti bei seinem
zweiten Vorstoß abzuwehren hatte.
Diese vier waren die Getreuen des alten Kaisers, diejenigen,
die die tägliche Kleinarbeit bei ihm verrichten mußten, um den Staats-
organismus in Gang zu halten. So wenig die Gestalten der großen
Paladine Bismarck, Moltke und Noon, deren eherner Schritt durch
Jahrhunderte der deutschen Geschichte dröhnen wird, von der Erinne-
rung an die welthistorischen Leistungen des großen Kaisers fortzu-
denken sind, so wenig wäre sein Werktag ohne die Treue Albedylls,
Wilmowskis, Lehndorffs und Radziwills möglich gewesen.
* 7.
#
Von den Adfutanten meines Großvaters will ich nur einige
nennen. Graf Alten, eine straffe Reiterfigur, war lange Jahre
Elügeladfutant und später bis zuletzt General à la suite, er hat ge-
100