Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

Wein und — ein gut geheiztes Klassenzimmer besonders liebte. Da 
mich das Vertrauen der Klasse ermächtigt hatte, die Heizung des 
Ofens zu bewerkstelligen, so kachelte ich jedesmal vor seinem Er- 
scheinen gründlich ein. Allerdings vergingen meine in der Nähe 
des Ofens sitzenden Kameraden fast vor Hitze, aber dieser Nachteil 
wurde reichlich aufgewogen durch die gute Laune Dr. Auths, die der 
Höhe der Temperatur proportional zu sein pflegte und die der ganzen 
Klasse zugute kam. Dr. Auth hat uns in Unter= und Oberprima 
durch seinen trefflichen Unterricht und seinen frischen, anregenden Vor- 
trag vorzüglich vorwärts gebracht, so daß unsere Klasse beim Ab- 
iturientenexramen in Mathematik gut abschnitt. 
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Der Unterricht stellte freilich enorme Anforderungen, von denen 
die heutige Jugend sich kaum einen Begriff machen kann. Daß Schule 
und häusliche Arbeit 10 bis 11 Stunden in Anspruch nahmen, war 
durchaus keine Seltenheit. Ich mußte im Sommer seden Tag um 
5 Uhr aufstehen, um 6 Uhr saß ich schon über der Arbeit, um mich 
auf den Schulunterricht vorzubereiten, der von 8 bis 12 Uhr währte. 
Die Zeit von 12 bis 2 Uhr wurde ausgefüllt mit Spazierengehen, 
Gechten oder Schwimmen. Dann folgten wieder zwei Schulstunden, 
an die sich für mich eine Repetitionsstunde bei Hinzpeter anschloß. 
Von F bis 6 Uhr war Essenspause, die wieder von mindestens zwei 
Arbeitsstunden abgelöst wurde. Oft dauerte der Nachhilfeunterricht 
bis 0 Uhr und länger. Kam doch bei mir zu den Lasten, die alle 
Schüler zu tragen hatten, noch der Spezialunterricht in Englisch 
sowie in Französisch bei dem Schweizer Beauvon, später bei dem 
Franzosen Apme hinzu! Die heutige Zugend hat es nicht so schwer, 
und das ist gut so, denn uns wurde das Leben damals oft zur Qual 
gemacht. 
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