Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

Im Sommer wohnten wir mit Hinzpeter in Schloß Wilhelms- 
höhe, im Winter im Fürstenhof zu Kassel. Schloß Wilhelmshöhe 
mit dem unvergleichlich schönen Blick auf das Fuldatal, ein wahres 
Juwel, das die Kaiserin später so geliebt hat, bewahrke noch zahl- 
reiche Erinnerungen an Kaiser Napoleon III., der einige Jahre zuvor 
hier gefangen gewesen war, die von ihm bewohnt gewesenen Räume 
sind bis 1918 nicht geändert worden. Das Empire, das noch aus 
Jerômes Zeit stammte, war das beste in Europa, stilgerecht, prachtvoll, 
ganz in Atlas, aber erdrückend in seiner Schwere. 
Der Fürstenhof gehörte zu dem kurfürstlichen Balais am Fried- 
richsplatz; der Hof stieß mit dem des Gymnasiums zusammen, von 
dem es nur durch eine kleine Mauer getrennt war. Nach unserer 
Ankunft wurden einige Stufen an die kleine Mauer herangeführt, 
so daß ich gleich von unserem Hofe mit einigen Sprüngen auf den 
Schulhof seggen und den Umweg über die Straße ersparen konnte. 
Während des Sommeraufenthaltes in Wilhelmshöhe hingegen pflegten 
wir alle Morgen zum Schulunterricht nach Kassel hinunterzureiten. 
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An dieser Stelle habe ich zweier Menschen zu gedenken, die mich 
in sener Zeit in rührender Weise betreut haben. Es waren dies mein 
Kammerdiener und seine Frau. Friedrich, ein Schlesier, der ursprüng- 
lich Bursche bei General v. Werder gewesen war, ein guter braver 
Mann, hat mit großer Treue von meiner Kindheit an für mich ge- 
sorgt, später wurde er mein Kellermelster. Seine wackere Frau hielt 
unsere Wäasche und Kleidung in Ordnung und konnte sich in mütter- 
licher Sorge nicht genug tun. Ich bewahre den beiden treuen Leuten, 
die Licht und Wärme in die oft recht harte Kasseler Zeit brachten, 
für immer ein dankbares Gedenken. 
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Ich habe in der Kasseler Zeit Sport in gleichem Maße wie zu- 
vor in Berlin und Potsdam getrieben, in der Fulda geschwommen, 
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