Im Sommer wohnten wir mit Hinzpeter in Schloß Wilhelms-
höhe, im Winter im Fürstenhof zu Kassel. Schloß Wilhelmshöhe
mit dem unvergleichlich schönen Blick auf das Fuldatal, ein wahres
Juwel, das die Kaiserin später so geliebt hat, bewahrke noch zahl-
reiche Erinnerungen an Kaiser Napoleon III., der einige Jahre zuvor
hier gefangen gewesen war, die von ihm bewohnt gewesenen Räume
sind bis 1918 nicht geändert worden. Das Empire, das noch aus
Jerômes Zeit stammte, war das beste in Europa, stilgerecht, prachtvoll,
ganz in Atlas, aber erdrückend in seiner Schwere.
Der Fürstenhof gehörte zu dem kurfürstlichen Balais am Fried-
richsplatz; der Hof stieß mit dem des Gymnasiums zusammen, von
dem es nur durch eine kleine Mauer getrennt war. Nach unserer
Ankunft wurden einige Stufen an die kleine Mauer herangeführt,
so daß ich gleich von unserem Hofe mit einigen Sprüngen auf den
Schulhof seggen und den Umweg über die Straße ersparen konnte.
Während des Sommeraufenthaltes in Wilhelmshöhe hingegen pflegten
wir alle Morgen zum Schulunterricht nach Kassel hinunterzureiten.
X
An dieser Stelle habe ich zweier Menschen zu gedenken, die mich
in sener Zeit in rührender Weise betreut haben. Es waren dies mein
Kammerdiener und seine Frau. Friedrich, ein Schlesier, der ursprüng-
lich Bursche bei General v. Werder gewesen war, ein guter braver
Mann, hat mit großer Treue von meiner Kindheit an für mich ge-
sorgt, später wurde er mein Kellermelster. Seine wackere Frau hielt
unsere Wäasche und Kleidung in Ordnung und konnte sich in mütter-
licher Sorge nicht genug tun. Ich bewahre den beiden treuen Leuten,
die Licht und Wärme in die oft recht harte Kasseler Zeit brachten,
für immer ein dankbares Gedenken.
3*##
Ich habe in der Kasseler Zeit Sport in gleichem Maße wie zu-
vor in Berlin und Potsdam getrieben, in der Fulda geschwommen,
137