Langen Stall) der 6. Kompagnie, in die ich eintrat, schon mein Vater
hatte einst in dieser Kompagnie gestanden.
So war denn meine Sehnsucht aus frühester Jugendzeit erfüllt,
ich konnte mich endlich dem militärischen Dienste und damit der großen
Idee des Preußentums weihen. Eine große Freude war es für mich
auch, mit der Mannschaft zusammenzuleben und mich um meine Leute
zu bekümmern. Ich lernte manchen prachtvollen Typus königstreuer
Märnner aus allen Ständen und aus allen Teilen des Baterlandes
kennen, deren Ausbildung durch ihre begeisterte Hingabe an den Sol-
datenberuf ungemein erleichtert wurde. Denn wie die Offiziere und
Unteroffiziere waren auch sie alle von dem hohen Ziel erfüllt, im
Dienst des Kaisers sich „allezeit treu bereit für des Reiches Herr—
lichkeit“ zu halten.
Mein Bataillonskommandeur war Graf Heinrich zu Rantzau,
ein echter holsteinischer Edelmann und uns ein wohlwollender Vor—
gesetzter. In seiner Jugend war er Seekadett gewesen und erst
später in die Armee übergetreten. Wegen seiner vornehmen Gesin-
nung und des persönlichen Interesses für seine Offiziere erfreute er
sich bei uns allen großer Beliebtheit.
Mein Hauptmann v. Petersdorff, bei Königgrätz am rechten Arm
schwer verwundet, war im Dienste streng, vielleicht gar etwas
pedantisch, außer Dienst ein vaterlicher Freund und Berater für
mich. Er führte mich in alle Zweige des Dienstes, in alle Berhält=
nisse der Berwaltung sowie in die Führung einer Kompagnie und
ihrer Bestände mit peinlicher Genauigkekt ein. Ja er brachte mir
sogar persönlich die stimmliche Technik des Kommandierens bei, was,
um Störungen anderer zu vermeiden, auf der Kompagniekammer
vor sich ging. Ich habe außerordentlich viel bei ihm gelernt und
bin ihm zu hohem Danke verpflichtet. Es war mir eine große
Freude, ihn später in meiner 2. Garde-Infanterfebrigade als Kom-
mandeur des 2. Garderegiments zu Fuß unter meinem Kommando
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