kolonnentaktik ausgeschaltet und nur Zugführer, bef der Kompagnie-
kolonnentaktik selbständiger Führer. Im ersteren Fall führte das
Bataillon einheitlich alle Bewegungen wie eine Kompagnie nach
Kommando des Bataillonskommandeurs aus, im zweiten Falle kom-
mandserten die Hauptleute nach. Bei der Gefechtstaktik wurde für
die Reserven die Hinie und die Kolonne abwechselnd angewendet.
Das aus der Reserve vorrückende Regiment wurde z. B. in drei
nebenefnander „zur KHinie deplopierten“ Bataillonen mit schlagenden
Tambours und nach den Klängen des BVorckschen Avanciermarschs
der Regimentsmusik geführt, dabei mußten sie gleichen Tritt halten
und schnurgerade ausgerichtet sein. Diese Angriffsform hieß all-
gemein die „englische Attacke“. Es ist begreiflich, daß für das Exer-
zieren in der Hinke und der Kolonne viel Zeit aufgewandt werden
mußte, bis es tadelfrei genannt werden konnte.
Das zerstreute Gefecht, das sogenannte Schützengefecht, wurde
dagegen sehr stiefmütterlich behandelt. Man betrachtete die Schützen-
linie vom Standpunkt der Ordnung und Disziplin aus als ein not-
wendiges Ubel. Die Zugführer und die zum Gefecht abgesessenen
Hauptleute führten ihre auf der Erde liegenden Schützen stehend,
da es damals für einen preußiischen Offizier als unpassend und gegen
seine Ehre galt, sich zu decken oder gar auf die Erde niederzulegen,t
zudem konnte man angeblich aus solcher Stellung das Schützenfeuer
nicht leften. Dabei wurde das Feuergefecht ganz schematisch be-
trieben. Die zur Berstärkung der Schützen herangeführten Züge
oder Kompagnien wurden in Linten vorgeführt und gaben, in der
Schützenlinke angelangt, stehend Salven) indem sie in dieser VFor-
mation verharrten, trugen sie die Schützen zum Angriff vor. Für
das Regiment als Ganzes hatte Oberst v. Derenthall den sogenannten
„Normalangriff“ eingeführt, der bei seder Gelegenheit als Allheil—
mittel angewendet werden sollte: zwei Bataillone im ersten Treffen,
ein Bataillon in der Mitte als Reserve dahinter, von sedem vorderen
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