lichen Kollegs bei Professor Held, dem Kathedersozialisten, sehr gut,
er selbst war auch noch verhältnismäßig jung und zog mich in hohem
Maße an. Ich habe mit ihm in engem Verkehr gestanden und es
tief beklagtk, daß er bald nach meiner Studienzeit gestorben ist, er
ist im Thuner See verunglückt.
Großartig fand ich den Historiker Wilhelm Maurenbrecher, der
in der begeisterten Art seines Vortrags an Treitschke erinnerte.
Namentlich seine Charakteristiken historischer Bersönlichkelten waren
höchst eindrucksvoll, wie er z. B. einmal Jeröme in der ihm eigenen
kurzangebundenen Art als „aufgeblasenen, eingebildeten Hanswurst“
abgetan hat, ist mir noch heute in frischer Erinnerung. Bei meinen
ausgeprägten geschichtlichen Nesgungen nahm ich Maurenbrechers
Darbietungen mit offenem Sinn und großer Anteilnahme in mich
auf. Er war übrigens auch musikalisch veranlagt, und wir trafen
uns oft in der Beethovenhalle, wo unsere Abonnementsplätze sich
nebeneinander befanden. Der Vortrag des berühmten Kiteratur-
historikers Wilmanns, zu dem ich mit hochgespannten Erwartungen
ging, enttauschte mich dagegen, ich erhielt von ihm nur geringe
Anregung. Das philosophische Kolleg bei Professor Jürgen Bona
Meper hatte ich auf Anraten meiner Mutter belegt da mir aber
der Sinn für theoretische Philosophie völlig abgeht, habe ich es bald
abgebrochen.
Der Physiker Klausius war wohl einer der bedeutendsten unter
den Professoren. Fein und liebenswürdig, universal gebildet, eine
gewinnende Persönlichkeit voll schlichter Freundlichkelt und von ge-
wandtem Auftreten, hielt er fesselnde und interessante Borträge. Zum
ersten Male wurden in seinem Kolleg meine technischen Interessen
fachmännisch befriedigt. Bek ihm habe ich auch das erste Telephon
gesehen, und ich entsinne mich noch, welch ein Erstaunen der Apparat
bei uns Hörern auslöste. In seinen Abendgesellschaften verstand
Clausius stets einen Kreis geistvoller Männer um sich zu sammeln,
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