heilige Handlung von einem prachtvollen Orchester nebst Chor ein—
drucksvoll begleitet wurde. Das Ganze wurde von den Strahlen
der durch die schönen farbigen Fenster hereinleuchtenden Sonne in
ein Meer goldenen Lichts getaucht. Die Hitze war jedoch außer-
ordentlich groß und daher besonders für den König wegen seines
steifen Beines sehr anstrengend.
Die Liebenswürdigkeit und aufmerksame Unterstützung, die der
König mir bei meiner Unerfahrenheit in vollem Maße zuteil werden
ließ, verpflichtete mich ihm zu herzlicher Dankbarkeit. Er ist auch
späterhin nach meinem Regierungsantritt stets derselbe gegen mich ge—
blieben.
* *
Von Brüssel kehrte ich zunächst nach Potsdam zurück. Ende
August kam Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein-Augustenburg
mit seiner Familie zu uns zu Besuch. Auch Prinzessin Auguste
Viktoria war dabei.
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In den ersten Septembertagen begab ich mich zur Kräftigung
meiner Gesundheit in das Seebad Ilfracombe in Devonshire, im
Südwesten Englands. Ein lieber netter, noch junger Gelehrter,
der Mitarbefter an den Monumenta Germaniae war, begleitete mich,
zu mesnem tkefen Bedauern ist er nicht lange danach gestorben.
In Ilfracombe erhielt ich die Einladung meiner Großmutter zu
einem Besuch auf ihrem Lieblingssitz Balmoral, der sch mit großer
Freude Folge leistete. Balmoral ist ein niedriges, um einen Hof in
offenem Viereck gebautes Schloß mit nicht großen, aber behaglsch
eingerichteten Räumen in den schottischen Hochlanden, mit threr groß-
artigen, rauhen Landschaft erinnern diese sehr an Norwegen und
haben auch dasselbe Klima. Die Hochländer sind ein sompathischer
Volksschlag, sehr ruhig, schlicht und gastfreundlich, und bestzgen im
Unterschted vom Engländer großen Humor.
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