mich als Major bei meinem Großvater zu melden, eröffnete mir der
Kaiser unter Worten gütiger Anerkennung, daß ich zur Dienstleistung
dem Garde-Husarenregiment zugeteilt sei.
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Bei meinem Eintritt in das Erste Garderegiment zu Fuß am
9. Februar 18707 hatte ich im Schloß zu Potsdam eine eigene Woh-
nung erhalten, Major v. Liebenau, der mir als persönlicher Be-
glefter zugeteilt wurde, leitete auch mein Hauswesen. Ich vertauschte
damals das Leben im lieben Elternhaus mit dem im Kreise meiner
Regimentskameraden. Aber auch das war eine „FJamilie"“. Ich
wurde schnell vertraut mit meinen Kameraden, die mich ganz als
efnen der ihrigen behandelten und in schlichter, herzlicher Weise sich
meiner unerfahrenen Jugend annahmen.
In dem von altpreußischem Geiste beherrschten Kameradenkreise
habe ich mich stets unendlich wohl gefühlt. Das Leben im Kasino
war einfach, anspruchslos und billig. Msttags nach dem Dienst
bildete fast durchweg das Gericht „Setzeier mit Bratkartkoffeln“ das
Grühstück der hungrigen Schar. Nachmsttags um 7 Uhr gab es
Suppe, ein warmes Gericht, Käse und Obst, süße Speisen nur an
Sonn= und Fefertagen. Wer unpünktlich erschien und sich dem Cisch-
dlrektor gegenüber nicht durch Dienst entschuldigen konnte, mußte
Strafe zahlen. Sekt kam nie auf den Tisch, außer zu Katsers Ge-
burtstag oder nach der Besichtigung. Nach Tisch wurde bis zum
Abenddienst geraucht, mustziert oder geplaudert. Um 8.30 Uhr traf
man sich wieder, um Whist, Biquet, Skat, Schach oder Billard zu
spielen. Zum Abendbrot fand man sich in der Frühstücksstube zu-
sammen, wobei meist zu einem Glas Biter ein einfaches Butterbrot
gegessen wurde. Danach verbrachte man einige Zeit bei lustigem
Geplauder, erfüllt vom Gesst harmlosen, freimütigen Frohsinns, um
frühze#tig zur Ruhe zu gehen, da der Dienst im Winter um 7 Uhr, im
Sommer um 6 Uhr oder früher begann.
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