nahme von Fouragierleinen. Den Abschluß bildete ein Parademarsch
in flottem Galopp in Eskadronsfronten. Die Kritik meines Groß-
vaters war außerordentlich wohlwollend, so daß die Garde-Husaren vor
Greude strahlten und sogar der eiserne Krosigk weich wurde. An diesem
Tage gab es Sektl
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An dieser Stelle meiner Erinnerungen seien einige Worte gesagt
über das Wesen und die Bedeutung von Paraden, Besichtigungen
und Ehrenwachen, die oftmals in diesem Buche erwähnt werden.
Diese Vorführungen werden jetzt vielfach nur als hübsche militärische
Schauspiele einer versunkenen Zeit hingestellt und angefeindet — frei-
lich gerade von jenen Kreisen, die nach Beseitigung des deutschen
„Militarismus“ selbst dazu übergegangen sind, ihre Anhänger mili-
tärisch zu erziehen und die sich in Schaustellungen wie Umzügen nicht
genug tun können. Ich habe die Besichtigungen usw. indessen nicht
als solche Außerlichkeiten hier festgehalten, sondern aus einem ganz
anderen Grunde. Die Paraden erinnerten nicht nur daran, was der
große Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. aus der bespöttelten „Wacht-
parade“ schließlich gemacht hatte und wie seine Nachkommen sie weiter
entwickelt hatten, sie waren weit mehr: sie bildeten einen Prüfstein der
erreichten Manneszucht, der Fertigkeit des einzelnen Mannes, seine
Nerven und Muskeln willensmäßig zu beherrschen, seiner Fähigkeit,
den Einzelwillen in einen Gesamtwillen einzuordnen.
Man hat vielfach die Ansicht vertreten, daß die parademaßige
Schulung als das Ergebnis eines seelenlosen Drills angesichts der
gewaltigen Umwälzung in der Taktik überflüsstg geworden sei, und
bat diesem sogenannten „Drill’ etwas gegenübergestellt, was man
als „Erziehung“ bezeichnete.
Diese Gegenüberstellung dürfte völlig abwegig sein. Durch Drill
allein läßt sich niemals das erzielen, was unsere Paraden zum Aus-
druck brachten, daß nämlich ein Wille, ein Kommandowort in der Lage
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