zu rein höfischer Repräsentation, waren vielmehr ein wichtiges Aggregat
politischer Beeinflussung.
Ganz abgesehen von diesen Zwecken glaube ich aber, daß solche
Vorführungen auch rein militärisch, trotz der vollkommen veränder-
ten Kampfführung der Gegenwart, durchaus ihren Wert behalten.
Das moderne Gefecht löst den Verband auf. Um so stärker muß
die Manneszucht in der Truppe durch Erziehung und dauernde
Ubung gefestigt werden. Ohne eine parademäßige Schulung läßt sich
das nicht erreichen. „Die Vorbedingung für die Brauchbarkeit
einer Truppe ist die Manneszucht"“ — sagt eine ganz moderne Vor-
schrift. „Sie schafft den festen inneren Zusammenhang und läßt
die auflösenden Wirkungen des Kampfes überwinden." Ein weises
Wort, dem ich ganz zustimmel
Alles, was die Armee betraf, fand zu meiner Freude in der
Vorkriegsze#t vollkommenes Berständnis beim deutschen Bolke, vom
Fürsten bis zum Arbeiter. Der Jubel bei den Paraden war doch
ungeheuer — und, was keiner zu bestreiten wagen wird: echt. Die
einen dachten an die Zeit, als sie dabek sein konnten, die anderen
freuten sich darauf, bald des Königs Rock tragen zu dürfen. Jeder
liebte und achtete die Armee der allgemeinen Wehrpflicht, die große
Schule des deutschen Bolkes. Jeder einzelne wußte, was er ihr ver-
dankte, und die Allgemeinheit wußte, daß nur unter dem Schilde
des Soldaten Arbeit und Wohlstand gedeihen, Künste und Wissen-
schaften gepflegt werden konnten.
Das alles kam in dem Jubel zum Auödruck, der die Armee bei
Paraden, Manövern und anderen Gelegenheiten begrüßte. Sie waren
Symbole, nicht leere Außerlichkeiten.
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Wieviel lbrigens dem Ausland, insonderhelt unserem westlichen
Nachbar, daran lag, hinter die in der deutschen Armee gepflegten
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