Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

Ausbildungsgrundsätze zu kommen, erhellt aus folgendem mir in 
Erinnerung gebliebenen Vorkommnis. Bei einem Gefechtsexerzieren 
der Gardekavalleriedivision um Teltow, das ich als Ordonnanzoffi— 
zier im Stabe des Generals à la Suite Graf Alten mitmachte, 
wurden zwef französische Generalstabsoffiziere festgenommen, die in 
Zivil widerrechtlich sich unter die Zuschauer gemischt hatten. Ich 
wurde von Graf Alten zu ihnen gesandt und hatte die Herren darauf 
aufmerksam zu machen, daß sie ihr Mißgeschick hätten vermeiden 
können, wenn sie durch ihren Militärattaché offiziell um Erlaubnis 
zur Teilnahme nachgesucht hätten. Ihren betroffenen Antworten war 
zu entnehmen — vor allem, als sie von meinem Begleiter erfuhren, 
wer ihnen die Bestellung überbrachte —, daß sie nicht ohne Wissen 
und Förderung ihres Militrattachés, den der eine Franzose als seinen 
„ami“ bezeichnete, zu der Ubung gekommen waren. Bald darauf 
traf ich den französischen Milikäattaché bei den Kaisermanövern und 
stellte ihn. Er tat anfänglich ganz unwissend, und erst als ich ihm einen 
Gruß seines „ami“ bestellte und von den näheren Umständen meines 
Zusammentreffens mit den festgenommenen Generalstabsoffizieren er- 
zählte, verlor er die Fassung und stand da wie ein begossener Pudel. 
X 
Um dieselbe Zeit fand eine Ubung des Regiments unter meinem 
Kommando gegen die 6. Kürasstere in der Gegend von Lehnin statt. 
Auch die Prinz Heinrich-Füstlkere und die Reitende Abteflung des 
Feldartillerkeregiments Mr. 3 nahmen daran teil. Die Ubung, die 
vom Divisionskommandeur General Graf Heeseler geleltet wurde, 
dauerte vom frühen Morgen bis in den spckten Nachmittag hinein, 
bei ganz außergewöhnlicher Hitze, das Biwak wurde in der Nähe 
von Baumgartenbrück bezogen. Erst am nächsten Tage führte ich 
das Regiment nach Abschluß der Ubung in die Garnison zurück. 
Dieses für damalige Zeiten ungewöhnliche Unternehmen erregte all- 
gemelne Aufregung in Potsdam und Berlin, #da man im Sommer
	        
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