Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

nur zu exerzieren oder im Detail Felddienst zu üben habe, ein Manöve- 
rieren aber unstatthaft sei, das ginge erst im Herbst“. Diese Um- 
stände veranlaßten meinen Großvater, den Oberst v. Krosigk zum 
Vortrag über die Ubung zu befehlen. Dieser legte dem Katiser dar, 
daß angesichts der Kürze meiner Dienstzeit bei der Kavallerie mir 
Gelegenheit gegeben werden müßte, das Regiment in unbekanntem 
Gelände gegen unbekannten Feind verwenden zu lernen. Mein Groß- 
vater billigte durchaus die vorgetragenen Gründe, worauf die zahl- 
reichen Kritikaster Krosigks verstummten. 
## 
Aus der Zeit meines Kommandos zum Garde-Husarenregiment 
muß ich noch einer Episode Erwähnung tun, die in mehr als einer 
Beziehung charakteristisch ist. 
Im Spätsommer pflegte mein Großvater in Babelsberg zu resi- 
dieren und dann auch zuweilen den Exerzierübungen auf dem Born- 
stedter Feld beizuwohnen. In jenem Jahre war zum ersten Male 
seit Menschengedenken die Zusammenziehung der gesamten Garde- 
Kavalleriedivisson zum Divisionsexerzieren im Gelände befohlen wor- 
den. WMein Brigadekommandeur General v. Brozowski hatte infolge- 
dessen, um seine drei Regimenter auf dieses Exerzieren vorzubereiten 
und die Treffentaktik mit den Kommandeuren durchzuüben, unsere 
Brigade regimenterweise in eingliedriger Formation formiert und auf 
diese Weise jedes Regiment in eine eingliedrige Brigade zerlegt. 
Das ergab zwei Ulanen= und eine Husarenbrigade zu einem Gliede 
und im ganzen eine eingliedrige Kavalleriedivision. Auf diese Weise 
führten etatsmäßige und ältere Rittmeister Regimenter und die 
Premterleutnants Schwadronen, was eine ausgezeichnete Schulung 
für die Herren war. General v. Brozowski, der seinerzeit das 
Kavallerie-Exerzierreglement mit bearbeitet hatte, besaß eine kleine 
schlanke Figur, dunkle Gesichtsfarbe und blitzende schwarze Augen, 
er war ungemein liebenswürdig und höflich gegen seine Untergebenen 
199
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.