Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

unter der Kommandierende General, der Divisionskommandeur, die 
Brigade= und Regimentskommandeure der Berliner Kavallerieregi- 
menter, ferner eine Anzahl Herren des Gefolges meines Großvaters, 
alle mit sichtbar erstaunten und fragenden Gesichtern. Bald darauf 
ertönte das Kommando: „Sttllgesessen"' und „Achtung“. Alles saß 
wie angegossen auf den Pferden. Wir salutierten, und freundlich 
grüßend ritt der Kaiser die Front seiner Regimenter ab. Das Exer- 
zieren verlief ganz programmäßig. General v. Brozowski drehte 
die eingliedrige Division auf dem Bornstedter Felde um den Kaiser 
herum wie ein Regiment, die aus dem zweiten Gllede gebildeten 
„Regimenter"“ ritten genau so sicher in guter Haltung und gutem 
Tempo, wie die aus dem ersten. Hauptsächlich wurde im Trab 
evolutiontert, ebenso wurden die Aufmärsche vollführt, die Attacken 
aber nur angedeutet, nicht ausgeritten. Es ging alles wie am Schnür- 
chen. Bei der Kritik sprach sich mein Großvater sehr anerkennend 
über das Gesehene aus, lobte die vorzügliche Reiterei, die ausgezeich- 
nete Haltung der Mannschaften, die Exakthekt in den Evolutionen. 
Dabei hob der Kaiser besonders die Umsicht des Generals v. Bro- 
zowski hervor, mit der er seine Unterführer auf das Reiten im 
großen Verbande vorbereitete, ebenso, daß er die Attacken nur markiert 
und nicht ausgeritten habe, und reichte zum Schluß dem General 
glückwünschend die Hand. 
Beim Nachhausereiten schloß General v. Brozowski sich dem 
Garde-Husarenregiment an, und wir beglückwünschten ihn alle von 
Herzen. Als ich ihn fragte, ob es nun so schlimm gewesen wäre, 
wie er sich abends zuvor ausgemalk habe, antwortete der General: 
„Hol mich der Teufel, Königliche Hohekt, es war herrlich! Seine 
Mafestät von einer Gnadel Ich bin noch tief bewegt. Auch Exzellenz 
v. Bape und Graf Brandenburg haben mir gratuliert, aber der 
Gesichtsausdruck!! Hol mich der Teufell!“ 
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