Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

v. Hartmann, der über einen sehr schlagfertigen Witz verfügte, im 
Hinblick auf die soeben erfolgte Nobilitierung eines Brigadekom= 
mandeurs der Gardeartillerie: „Eure Königliche Hoheit, seitdem die 
preußische Artillerie nur noch von lauter Montmorencys kommandiert 
wird, trifft sie überhaupt nichts mehr!“ Lebhafte Heiterkeit war die 
Golge dieses Scherzes, der mir als charakteristisch für den in Drei- 
linden gepflegten Geist in Erinnerung geblieben ist. 
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Am 1. Juli 1883 trat ich zur Dienstleistung beim 1. Garde-Feld- 
artillerkeregiment über, sein Kommandeur war Oberst Mauve ge- 
nannt v. Schmidt. Ich sollte hauptsächlich im Schießen ausgebildet 
werden und wurde zu diesem Zweck der dritten Reitenden (Rappen-) 
Batterie des Regiments zugeteilt, die Hauptmann Graf zur Lippe kom- 
mandierte. Theoretisch wurde ich durch Mafor v. Bach in die Geheim- 
nisse des Schießverfahrens eingeweiht, das er meisterhaft beherrschte. 
Bald kam der Tag heran, an dem ich die dritte Reitende auf 
dem Schießplatz bei Tegel im Schießen vorzustellen hatte, sämtliche 
höheren Instanzen vom Generalinspekteur abwärts hatten sich dazu 
eingefunden: General v. Voigts-Rhetz, General v. Dresky und 
Oberst v. Körber. Nach Beendigung des Schießens fand Kritik 
sämtlicher anwesenden Vorgesetzten, in erster Linie der genannten 
„Trias“, statt. Das Ergebnis war, wie ich feststellen darf, günstig 
und überraschte allgemein, nicht zum wenigsten mich. 
Damtst der Scherz auch bei den ernstesten Dingen nicht fehle, 
ereignete sich bei dieser Gelegenheit folgender heitere Vorfall. Als 
Verbindung zwischen den Scheiben und dem Standort der Batterie 
diente die damals neue Erfindung einer Telephonleitung. General 
v. Voigts-Rhetz, unmutig über das lange Warten, begab sich persön- 
lich ans Telephon, um die vielfachen Anfragen, ob die Scheiben 
noch nicht fertig aufgestellt seien, durch die seinige zu vermehren. 
Plöhlich sahen wir ihn den Hörer fallen lassen und gesenkten Hauptes 
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