Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

davonreiten, während die das Telephon bedienenden Artilleristen ihre 
Gesichter zu breitem Grinsen verzogen. Bald kam es heraus, was 
geschehen war. Seine Exzellenz hatte im Zorn zu laut in das 
Telephon hineingeschrien, was damals streng verboten war, und 
hatte daraufhin statt jeder weiteren Orientierung zur Antwort be— 
kommen: „Schafskopp, brüll nicht sol“ Dieses Wort machte mit 
Windeseile die Runde durch die preußische Artillerie. 
Im Laufe des Sommers durfte ich auch einmal meinem Vater 
die Batterie auf dem Kreuzberg vorexerzieren, und auch hier machte 
sie ihre Sache gut. Ich erinnere mich, daß dabei wieder die schon 
genannte „Trias“ meiner höheren Waffenvorgesetzten zugegen war, 
ohne daß mein Vater ihre Teilnahme befohlen oder gar gewünscht 
hätte. Bei Besprechung der am Schluß des Exerzierens gelösten 
Gefechtsaufgabe verbreitete sich die „Trias“ sehr ausführlich über 
die eigenen Leistungen im Jahre 1870/71, und es schien, als ob 
bei meinem Vater der Eindruck erweckt werden sollte, die gute Aus— 
bildung der Batterie sei hauptsächlich der Einwirkung dieser Herren 
zuzuschreiben. Ohne Zweifel gebührte das Verdienst hieran aber dem 
Regiments= und Abteklungskommandeur Mafor v. Neubronn sowie 
dem Hauptmann Graf Lippe. Mein Vater fühlte das sehr wohl, er 
hörte der langen Kritik ingrimmig zu, schüttelte dann dem Regiments- 
und Abteflungskommandeur die Hand, belobte die Batterie und ritt, 
die „Trias“ nur kurz salutterend, davon. 
Bek den Herbstübungen des Gardekorps führte ich zeitweise die 
Arkillerte eines Detachements, dann auch an einem Tage ein ge- 
mischtes Detachement. Ich konnte dabei in einem Berfolgungsgefecht 
die drei Restenden Batkerlen des Regiments in der Karrlere bis in 
die verfolgenden Schützenlinfen vorführen und erntete e für dlese bis 
dahin selten geübte Berwendung Lob. 
Nach Abschluß der Ubungen des Gardekorps verabschledete ich 
mich mit herzlichem Dank von den mir lieb gewordenen Kameraden 
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