und meinen hochgeschätzten Vorgesetzten. Die Beziehungen zum
Regiment sind mein ganzes Leben hindurch von gegenseitiger Herz-
lichkeit und Treue erfüllt gewesen.
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Für die Zeit des Kaisermanövers beim IV. Armeekorps im Herbst
1883 wurde ich zum Stabe des Generals v. Blumenthal komman-
diert, sein Generalstabschef war Oberst v. Holleben. Ich konnte noch
am letzten Divisionsmanövertage teilnehmen und die eingehende und
klare Kritik des alten Chefs meines Vaters aus zwei Kriegen be-
wundernd mit anhören. Während des Kaisermanövers wurde ich
von Oberst v. Holleben seden Abend nach Tisch zur Bearbeitung der
eingehenden Meldungen und der Befehle für den nächsten Tag mit
herangezogen und habe viel bei ihm für die höhere Führung gelernt.
Am letzten Tage wurde mir die Aufgabe zuteil, die an das
Korps ergehenden Kabinettsorders, die Beförderungen und Deko-
rationen brachten, auf dem Manöverfelde zu verteilen. Dabei stieß
mir ein heiteres Erlebnis zu. Oberst v. Werder, der spätere Kom-
mandierende General des I. Armeekorps, erwies sich als ein gar auf-
geregter Herr, der überall und nirgends war. Ich für meine Person
mußte leider das letztere feststellen, als ich ihn mit einem Auftrage
allerorten suchte. Keiner der von mir der Reihe nach abgerittenen
Bataillone seines Regiments konnte mir seinen Standort angeben.
Endlich traf ich ihn auf der Landstraße und versuchte, ihm meinen
blauen Brief zu überreichen. Das mißlang. So war ich gezwungen,
den mich nicht beachtenden Herrn im Galopp zu begleiten, bis dieser
sich unwirsch nach dem ihm unbekannten Husarenoffizier umwandte:
Was isch eigentlich von ihm wolle? Wozu ich immer hinter ihm her-
ritte? Ich mache ihm fa sein Pferd scheu! Ich hob den blauen Brief
hoch und rief in meiner Berzweiflung: „Herr Oberst, eine Aller-
höchste Kabsnettsorder!“ Aun brachte er sein Pferd so plötzlich zum
Stehen, daß er die Bügel verlor und auf dem Halse saß. In dieser
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