Ich begleitete dann meinen Großvater zu den Kaisermanövern
des XIII. Armeekorps nach Stuttgart. Sein Kommandierender
General war General v. Schachtmeyer, der seine Erfahrungen als
passionierter Pirschjäger in der Ausnutzung von Geländedeckungen in
weitgehendem Maße auf sein Korps übertragen hatte. Größere Kolon-
nen traten bei ihm überhaupt nicht in Erscheinung, Kompagniekolon—
nen wurden geschickt gedeckt geführt, die Schützen waren fast unsicht-
bar. Mit einem Wort, das Korps war nach allen Regeln moderner
Gefechtskunst ausgebildet, es war das erste, das ich in dieser Art
fechten sah. Natürlich fehlten dabei für die Laienzuschauer imposante
Bilder größerer Infanteriemassen, und ich hörte aus der Umgebung
meines Großvaters sehr mißbilligende Urteile über die Manöver.
Wie erstaunten aber diese Herren, als mein Großvater bei der Schluß=
kritik v. Schachtmeper mit den Worten auszeichnete: sein Korps sei
am besten für den Krieg vorgebildet und ein Musterbeispiel für die
ganze Armee! Diese Worte beweisen, daß mein Großvater durch-
aus verstand, mit der Zeit mitzugehen und die Behauptungen in
Berlin, „man dürfe Seiner Mafestät so etwas nicht zeigen“, falsch
waren.
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Nach meiner Rückkehr nach Botsdam meldete ich mich in meiner
neuen Eigenschaft als Oberst und Kommandeur des Garde-Husaren-
regiments beim Kommandierenden General v. Bape. Obwohl Bape
streng und sehr gefürchtet war, ist er mir stets ein gerechter, wohl-
wollender Vorgeseczter und fast väterlicher Berater gewesen. Mein
Dsvisionskommandeur war Generalleutnant v. Winterfeld, mein Bri-
gadekommandeur Generalmafor v. Bersen, der frühere Kommandeur
des 12. Husarenregiments.
Die Worte meines Großvaters über das Spiel vernahm General
v. Pape mit hoher Befriedigung und teilte mir mit, daß die Haupt-
quelle allen Ubels der Union-Klub sei. Der Besuch desselben hätte
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