Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

manchem vielversprechenden jungen Offizier die Uniform, ja das Leben 
gekostet und mehr als eine Familie ruiniert. Ich solle nur rücksichts— 
los gegen die Giftbeule vorgehen, ich sei durch die Worte Seiner 
Majestät gedeckt, und er stände selbstverständlich in jeder Beziehung 
hinter mir. 
Als ich mein Offizierkorps zum ersten Male um mich versam- 
melte, teilte ich ihm auch die ernsten Worte des Kaisers über das 
Spielen mit, die augenscheinlich ihren Eindruck nicht verfehlten. Nach 
Orkentierung bei den anderen Regimentskommandeuren der Potsdamer 
Kavallerieregimenter über dieses Thema konnte ich feststellen, daß alle 
ohne Ausnahme die Ansicht des Kommandterenden Generals teilten, 
jedoch erklärten — es sei nichts gegen den Union-Klub zu machen, da 
dieser durch zu hohe Protektion gedeckt sei. Aus dieser Lage, die 
ich nicht anzuerkennen gewillt war, entstand mein Kampf gegen den 
Union-Klub, der eine lange Zeitspanne in Anspruch nahm. Er be- 
gann damitt, daß ich meinen Offizieren rigoros die Mitgliedschaft und 
Teilnahme am Spiel verbot. 
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Der gesamte Dienst im Garde-Husarenregiment sowohl in der 
Rektausbildung wie in bezug auf Exerzieren und Felddienst war 
streng nach den Grundsätzen des Obersten v. Krosigk durchgeführt. 
Dem Rittmelsster v. Dewizz, der die Dressuren der Pferde von Krosigk 
mit großem Erfolg übernommen hatte und im ganzen Regiment des- 
wegen anerkannt war, übergab ich die Offiziersreitstunde. Dies brachte 
mich in Konflikt mit meinem Etatsmäßigen, dem Mafor v. Kleist, 
der diese für sich verlangte. Ich wies ihn aber mit der Begrün- 
dung ab, die Offiziersreitstunde werde nicht nach der Charge, sondern 
der Befähigung als Reitlehrer entsprechend vergeben, ich habe mich 
auch durch gewisse Quertreibereien nicht beirren lassen. Als ich dann 
im Laufe des Winters 1887/86 durch Masernerkrankung mehrere 
Wochen ans Haus gefesselt wurde, änderte der Etatsmäßige in dieser 
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