Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

Verlesung der Order fragte Pape mich, was ich, nachdem er mich 
befehlsgemäß „gerissen“ habe, zu tun gedächte. Meine Antwort lautete: 
da es mir „anheimgestellt’ sei, würde ich mein Berbot weiterhin auf- 
recht erhalten, bis Seine Masestät der Kaiser mir persönlich die 
Aufhebung befehle und den dadurch seinerzeit mir in Karlsruhe ge- 
gebenen Befehl aufhebe. „Einverstanden“, sagte der General und 
erklärte, daß ich als Regimentskommandeur durchaus das Recht und 
die Pflicht hätte, jedes Lokal, dessen Besuch ich für bedenklich hielte, 
zu verbseten, ebenso auch den Union-Klub, und niemand hätte mir 
in dieser Sache dareinzureden. Mehr konnte ich nicht verlangen- 
mein Standpunkt hatte sich, wenn auch nicht formell, so doch der 
Sache nach durchgesegt. Mein Bater, meine Tante Luise und manch 
anderer beglückwünschten mich voller Freuden zu diesem Erfolg. WMein 
Großvater freilich erwähnte die Angelegenheit mir gegenüber nie mehr, 
und mit Albedyll habe ich mich erst im August 1880 während unse- 
res nächtlichen Gesprächs in Salzburg, auf das ich noch im Zusammen- 
hang zurückkomme, ausgesöhnt. Gleich nach meinem Regierungsantritt 
erließ ich einen Befehl, der allgemein den Offizieren die Teilnahme an 
Spiel= und Luxusklubs verbot. 
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Oberst v. Krosigk hatte unter anderem auch großen Wert auf 
das Fußexerzieren gelegt, sowohl mit Karabinern wie mit dem Sébel, 
um die Kavallerie für das Gefecht zu Fuß verwendbar zu machen. 
Dieser Dienstzweig wurde daher mit großem Nachdruck betrieben, 
und am Ende des Winters cxerzierte ich das Regiment zu Fuß ein. 
Dann erfolgte die Besichtigung durch General v. Pape auf dem 
Lustgarten. Das Regiment stand in Kinie unter präsentiertem Kara- 
biner, während der General die Front abschritt. Es folgten Griffe 
mit dem Karabiner und dem Säbel, darauf einige Bewegungen in 
der Marsch= und in der Regifmentskolonne mit Karabiner im Arm. 
Ein Parademarsch in Zügen mit Karabiner im Arm, dann in Es- 
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