Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

dann sogar unter den Augen des Obersten Kriegsherrn statt, der 
vom Fenster unseres alten Kasinos aus das von Hasenheyer aus— 
gebrachte dreimalige Hurra der Maurer und Dachzimmerleute ent- 
gegennahm. Zum Frühstück hatte ich eine Menge älterer Garde- 
husaren eingeladen, mit denen mein Großvater nun in der freund- 
lichsten Weise Erinnerungen an die alten Zeiten austauschte. 
Für die Inneneinrichtung des Kasinos nahm ich den sungen Bau- 
meister, nachmaligen Oberhofbaurat Ihne, der die Räume geschmack- 
voll in gotischem Stil gestaltete. Meine Großeltern und Eltern 
schenkten Wappenfenster, verschiedene andere Fürstlichkeiten, die zum 
Regiment Beziehungen pflegten, in ihm gestanden hatten oder noch 
dienten, Einrichtungsgegenstände, Kronleuchter, Teppiche u. a. Sogar 
der zu Besuch in Berlin weilende Brinz von Wales, der nachmalige 
König Eduard VII., stiftete für das Hauptversammlungszimmer einen 
Kamin, auf dem sein Namenszug mit den bekannten drei Federn 
noch heute prangt. Biele schöne unvergeßliche Stunden voll kamerad- 
schaftlichen Frohsinns habe ich dort im Kreise meiner Offiziere zu- 
gebracht und manches erinnerungsreiche Alte Herrenfest verlebt. 
# 
Am 27. Januar 1888 kam der bedeutungsvolle blaue Brief, der 
mich unter Entbindung vom Kommando des Garde-Husarenregiments 
an die Spitze der 2. Garde-Infanteriebrigade nach Berlin berief. 
Schwer war das Scheiden aus Potsdam von dem mir lieb ge- 
wordenen Regiment, das mir seine Anhänglichkeit in rührender Weise 
zum Ausdruck brachte, In meinem militkärischen Leben war eine 
Periode angestrengter, aber auch hochbefriedigender und lohnender 
Arbekt abgeschlossen. Ich konnte das Regiment mit gutem Gewissen 
meinem Nachfolger übergeben in dem Gefühl: es ist noch in der- 
selben Verfassung wie unter Oberst v. Krosigk. Daß ich bei meinem 
Reglerungsantritt das Regiment zum Leibregiment erhob, wird hier- 
nach wohl jedermann verstehen. 
222
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.