Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

Heiterkeit. Von Reichenhall aus begleitete mich Eulenburg damals 
auch zu den Festspielen nach Bapreuth, da er ein begeisterter Wagner- 
anhänger und guter Bekannter der Familie Wagner war. Seiner 
Vermittlung danke ich es, daß ich das Haus und das Grab Wagners 
besuchen sowie seine Familie kennen lernen konnte. Des Abends 
lauschten wir gemeinsam den Aufführungen von „Tristan und Isolde“ 
und vor allem des „Parsifal“, der einen überwältigenden Eindruck 
auf mich machte. 
Eulenburg brachte mich auch in das Atelier des kurz zuvor ver- 
storbenen Malers v. Piloty, wo ich das prachtvolle, im Auftrage 
des preußischen Kultusmintsteriums gemalte Bild „Der sterbende 
Alexander"“ in Augenschein nehmen konnte. Bei dieser Gelegenheit 
erfuhr ich zu meinem Erstaunen, daß, da der Kopf des Königs nicht 
vollendet war, die Nationalgalerie die Annahme des Bildes zu ver- 
weigern beabsichtige, wenn es nicht durch einen anderen Künstler noch 
„fertiggemalt" werde. Piloty war vor diesem Bilde vom Tode 
überrascht und so an der Vollendung gehindert worden, es war da- 
ber meiner Meinung nach eine Pflicht der Pietät, das im übrigen 
fertige Bild zu übernehmen, ohne es von einem anderen Künstler 
„weitermalen“ zu lassen. Ich ließ an meinen Bater, der Protektor 
der Königlichen Museen und Galerien war, eine Meldung abgehen, 
in der ich den nachhaltigen Eindruck schilderte, den das Bild auf 
mich gemacht hatte, und bat ihn, sich des Gemäldes anzunehmen. 
Dem energischen Eingreifen meines Baters ist denn auch der Besis 
dieses schönen Kunstwerkes zuzuschreiben. 
Ich verdanke Eulenburg vieles, was Kunst, Wissenschaft und 
Llteratur, auch die Pflege schöner Geselligkeit betrifft. Wenn er in 
unser Botsdamer Heim trat, war es stets, als flute Sonnenschein 
in den Alltag. Der Freund, der er mir damals war, ist er Jahr- 
zehnte hindurch in Treue geblieben. Was an den Anklagen ver- 
schledenster Art ist, die gegen ihn erhoben werden, darüber wird 
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